Kommunen, Behörden und Unternehmen unter Druck: Schwere Angriffe nehmen zu, NIS2 wird Vorschrift

Nachdem Experten bereits 2023 einen rapiden Zuwachs bei Cyberangriffen auf Kommunen und Behörden feststellen mussten, hören die Schreckensmeldungen auch 2024 nicht auf. Der Handlungsdruck ist enorm, denn ab Oktober tritt die NIS2-Richtline der EU in Kraft und macht Risiko- und Schwachstellenmanagement zur Pflicht.

„Die Gefährdungslage ist so hoch wie nie“ sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner bei der Bitkom Anfang März. Die Frage sei nicht, ob ein Angriff erfolgreich ist, sondern nur wann. Auch die jährlichen Berichte des BSI, zum Beispiel der jüngste Report von 2023 sprächen da Bände. Auffällig sei aber, so Plattner, wie oft Kommunen, Krankenhäuser und andere öffentliche Institutionen im Mittelpunkt der Angriffe stünden. Aber es gebe „kein Maßnahmen- sondern ein Umsetzungsproblem in den Unternehmen und Behörden“.  Klar ist: Schwachstellenmanagement wie das von Greenbone kann dabei schützen und helfen, das Schlimmste zu vermeiden.

US-Behörden durch chinesische Hacker unterwandert

Angesichts der zahlreichen gravierenden Sicherheitsvorfälle wird das Schwachstellenmanagement von Jahr zu Jahr wichtiger. Knapp 70 neue Sicherheitslücken kamen in den letzten Monaten täglich hinzu. Einige von Ihnen öffneten tief in US-Behörden hinein Tür und Tor für Angreifer, wie im Greenbone Enterprise Blog berichtet:

Über gravierende Sicherheitslücken waren US-Behörden Medien zufolge seit Jahren durch chinesische Hackergruppen wie die wohl staatlich gesponserte „Volt Typhoon“ unterwandert. Dass Volt Typhoon und ähnliche Gruppierungen ein großes Problem sind, bestätigte sogar Microsoft selbst in einem Blog bereits im Mai 2023. Doch damit nicht genug: „Volt Typhoon macht sich die reichlich auftretenden Sicherheitslücken in VPN-Gateways und Routern der Marken FortiNet, Ivanti, Netgear, Citrix und Cisco zunutze. Diese gelten derzeit als besonders verwundbar“, war bei Heise zu lesen.

Dass der Quasi-Monopolist bei Office, Groupware, Betriebssystemen und diversen Clouddiensten 2023 auch noch zugeben musste, dass er sich den Masterkey für große Teile seiner Microsoft-Cloud hat stehlen lassen, zerstörte das Vertrauen in den Redmonder Softwarehersteller vielerorts. Wer diesen Key besitzt, braucht keine Backdoor mehr für Microsoft-Systeme, schreibt Heise. Vermutet werden hierbei ebenfalls chinesische Hacker.

Softwarehersteller und -Lieferanten

Die Lieferkette für Softwarehersteller steht nicht erst seit log4j oder dem Europäischen Cyber Resilience Act unter besonderer Beobachtung bei Herstellern und Anwendern. Auch das jüngste Beispiel um den Angriff auf den XZ-Komprimierungsalgorithmus in Linux zeigt die Verwundbarkeit von Herstellern. Bei der „#xzbackdoor“ hatte eine Kombination aus purem Zufall und den Aktivitäten von Andres Freund, ein sehr an Performance orientierter, deutscher Entwickler von Open-Source-Software für Microsoft, das Schlimmste verhindert.

Hier tat sich ein Abgrund auf: Nur dank der Open-Source-Entwicklung und einer gemeinsamen Anstrengung der Community kam heraus, dass Akteure über Jahre hinweg mit hoher krimineller Energie und mit Methoden, die sonst eher von Geheimdiensten zu erwarten sind, wechselnde Fake-Namen mit diversen Accounts benutzt hatten. Ohne oder mit nur wenig Benutzerhistorie bedienten sie sich ausgeprägter sozialer Betrugsmaschen, nutzen die notorische Überlastung von Betreibern aus und erschlichen sich das Vertrauen von freien Entwicklern. So gelang es ihnen, fast unbemerkt Schadcode in Software einzubringen. Nur dem Performance-Interesse von Freund war es schließlich zu verdanken, dass der Angriff aufflog und der Versuch scheiterte, eine Hintertür in ein Tool einzubauen.

US-Offizielle sehen auch in diesem Fall Behörden und Institutionen besonders bedroht, selbst wenn der Angriff eher ungezielt, für den massenhaften Einsatz ausgerichtet zu sein scheint. Das Thema ist komplex und noch lange nicht ausgestanden, geschweige denn vollumfänglich verstanden. Sicher ist nur: Die Usernamen der Accounts, die die Angreifer verwendet haben, waren bewusst gefälscht. Wir werden im Greenbone Blog weiter darüber berichten.

Europäische Gesetzgeber reagieren

Schwachstellenmanagement kann solche Angriffe nicht verhindern, aber es leistet unverzichtbare Dienste, indem es Administratoren proaktiv warnt und alarmiert, sobald ein derartiger Angriff bekannt wird – und dies meist, noch bevor ein Angreifer Systeme kompromittieren konnte. Angesichts aller Schwierigkeiten und dramatischen Vorfälle überrascht es nicht, dass auch Gesetzgeber die Größe des Problems erkannt haben und das Schwachstellenmanagement zum Standard und zur Best Practice in mehr und mehr Szenarien erklären.

Gesetze und Regulierungen wie die neue NIS2-Richtline der EU schreiben den Einsatz von Schwachstellenmanagement zwingend vor, auch in der Software-Lieferkette. Selbst wenn NIS2 eigentlich nur für etwa 180.000 Organisationen und Unternehmen der Kritischen Infrastruktur (KRITIS) beziehungsweise „besonders wichtige“ oder „bedeutende“ Unternehmen Europas gilt, sind die Regulierungen grundsätzlich sinnvoll – und ab Oktober Pflicht. Die „Betreiber wesentlicher Dienste“, betont die EU-Kommission, „müssen geeignete Sicherheitsmaßnahmen ergreifen und die zuständigen nationalen Behörden über schwerwiegende Vorfälle informieren. Wichtige Anbieter digitaler Dienste wie Suchmaschinen, Cloud-Computing-Dienste und Online-Marktplätze müssen die Sicherheits- und Benachrichtigungsanforderungen der Richtlinie erfüllen.“

Ab Oktober vorgeschrieben: Ein„Minimum an Cyber-Security-Maßnahmen“

Die „Richtlinie über Maßnahmen für ein hohes gemeinsames Cybersicherheitsniveau in der gesamten Union (NIS2)“ zwingt Unternehmen der europäischen Gemeinschaft, einen „Benchmark eines Minimums an Cyber-Security-Maßnahmen zu implementieren“, darunter auch Risikomanagement, Weiterbildung, Policies und Prozeduren, auch und gerade in der Zusammenarbeit mit Software-Lieferanten. In Deutschland sollen die Bundesländer die genaue Umsetzung der NIS2-Regelungen definieren.

Haben Sie Fragen zu NIS2, dem Cyber Resilience Act (CRA), zu Schwachstellenmanagement allgemein oder den beschriebenen Sicherheitsvorfällen? Schreiben Sie uns! Wir freuen uns darauf, mit Ihnen zusammen, die richtige Compliance-Lösung zu finden und Ihrer IT-Infrastruktur den Schutz zu geben, den sie heute angesichts der schweren Angriffe benötigt.