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„Unterstützung zur Krisenfrüherkennung“ lautete das Thema eines hochkarätig besetzten Panels am zweiten Tag des diesjährigen PITS-Kongresses. Mit Greenbone-CEO Jan-Oliver Wagner diskutierten Experten vom Bundeskriminalamt, der Bundeswehr, dem Verband Kommunaler IT-Dienstleister VITAKO und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik.

Podiumsdiskussion beim PITS-Kongress 2024 zum Thema Krisenfrüherkennung mit Greenbone-CEO Dr. Jan-Oliver Wagner und Vertreterinnen und Vertretern von BSI, Bundeswehr, BKA und VITAKO.

Auch in diesem Jahr organisierte der Behörden Spiegel wieder seine beliebte Konferenz zur Public IT Security (PITS). Im renommierten Hotel Adlon in Berlin trafen sich dazu hunderte Security-Experten an zwei Tagen zu Foren, Vorträgen und einer Ausstellung von IT-Security-Firmen. 2024 stand das Event unter dem Motto „Security Performance Management“ – und da war es nur naheliegend, dass auch Greenbone als führender Anbieter von Schwachstellenmanagement geladen war (wie schon 2023), beispielsweise im Panel zur Krisenfrüherkennung, das der Greenbone-Vorstand Dr. Jan-Oliver Wagner mit einem Impulsvortag eröffnete.

Jan-Oliver Wagner erklärte seine Sicht auf die strategische Krisenerkennung, sprach von den typischen „Erdbeben“ und den beiden wichtigsten Komponenten: Erstens, das Wissen, wo Schwachstellen sind, und zweitens Technologien bereitzustellen, um diese zu beseitigen.

Über lange Jahre hat Greenbone eben diese Expertise aufgebaut, die Firma stellt sie auch in Open Source der Allgemeinheit zur Verfügung und arbeitet dazu stets mit den wichtigen Playern auf dem Markt zusammen. Von Anfang an waren die Kontakte mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) da: „Das BSI hatte das Thema Schwachstellenmanagement schon auf dem Radar, als IT-Security sich noch auf Firewall und Antivirus beschränkte“, lobt Wagner das BSI, die zentrale Behörde für IT-Sicherheit des deutschen Staates.

Heute sei die Bedeutung zweier Faktoren klar: „Jede Organisation muss wissen, wie und wo sie angreifbar sie ist, die eigenen Reaktionsfähigkeiten kennen und fortlaufend an deren Verbesserung arbeiten. Cyberbedrohungen sind wie Erdbeben. Die können wir nicht verhindern, sondern nur uns darauf vorbereiten und bestmöglich darauf reagieren.“

„Krise ist meist da, bevor die Tagesschau berichtet“

Aus den ständigen Cyberbedrohung wird nach Jan-Oliver Wagners Definition eine „Krise“, wenn eine Bedrohung beispielsweise „auf eine Gesellschaft, Wirtschaft oder Nation trifft, wo viele Organisationen viele Schwachstellen haben und eine geringe Fähigkeit, schnell zu reagieren. Die Geschwindigkeit ist da sehr wichtig. Man muss schneller sein, als der Angriff passiert.“ Auch die anderen Teilnehmer des Panels thematisierten das und nutzten dafür den Begriff „Vor die Welle kommen“.

Oft sei die Krise eben schon da, lange bevor sie in der Tagesschau Erwähnung findet. Einzelne Organisationen müssen sich schützen und sich vorbereiten, damit sie mit täglicher Routine in die Lage kommen, auch auf unbekannte Situationen reagieren zu können. „Eine Cybernation unterstützt Organisationen und die Nation, indem sie Mittel zur Verfügung stellt, diesen Zustand zu erreichen“, so Jan-Oliver Wagner.

Unterschiede zwischen Militär und Kommunen

Die Sicht der Bundeswehr erklärte Generalmajor Dr. Michael Färber, Abteilungsleiter Planung und Digitalisierung, Kommando Cyber- & Informationsraum: Ihm zufolge ist eine Krise dann gegeben, wenn die Maßnahmen und Möglichkeiten zu reagieren nicht mehr ausreichen. „Dann entwickelt sich etwas zu einer Krise.“

Aus Sicht der Kommunen jedoch ergibt sich ein anderes Bild, wusste Katrin Giebel, die Geschäftsstellenleiterin der VITAKO, der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, zu berichten. „80 Prozent der Verwaltungsdienstleistungen finden auf der kommunalen Ebene statt. Da gibt es schon Tumulte, wenn die KFZ-Zulassung nicht verfügbar ist.“ In den immer wieder stark gebeutelten Städten und Gemeinden fangen Krisen deutlich früher an: „Für uns sind schon die Bedrohungen fast gleichzusetzen mit einer Krise.“

Erschreckend fürs BSI: Nachlässigkeit in Organisationen

Das BSI dagegen definiert eine „Krise“, wenn eine einzelne Organisation nicht oder nicht mehr in der Lage ist, ein Problem allein zu lösen. Dr. Dirk Häger, Abteilungsleiter Operative Cyber-Sicherheit beim BSI: „Sobald zwei Ressorts betroffen sind, tritt der Krisenstab zusammen, für uns ist eine Krise gegeben, sobald wir ein Problem mit der Standardorganisation nicht gelöst bekommen.“ Da komme dann auch den Mitarbeitern, die über die Einberufung entscheiden, eine wichtige Rolle zu. „Man erreicht eben einen Punkt, wo man sich einig ist: Jetzt brauchen wir den Krisenstab.“

Erschreckend, etwa angesichts der Vorgänge rund um die Log4j-Schwachstelle findet Häger aber eher, wie lange nach eigentlich schon gelösten Krisen noch erfolgreiche Angriffe stattfinden. „Wir betreiben da gerade am Anfang sehr, sehr viel Aufwand. Die Log4j-Krise war eigentlich vorbei, aber sehr viele Organisationen waren immer noch angreifbar und hatten unzureichende Reaktionsfähigkeiten. Aber keiner kuckt mehr drauf“, klagt der Abteilungsleiter aus dem BSI.

Wie die Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen?

Von der Moderatorin Dr. Eva-Charlotte Proll, Chefredakteurin und Herausgeberin beim Behörden Spiegel, gefragt, was angesichts dieser Einsichten denn konkret helfe, schildert er das typische Vorgehen und die Entscheidungsfindung beim aktuellen Checkpoint-Vorfall: „Ob etwas eine Krise ist oder nicht, ist Expertenwissen. In dem Fall war das erst eine Lücke, die von staatlichen Akteuren initiiert wurde.“ Handlungsbedarf war spätestens dann gegeben, als die Checkpoint-Backdoor von anderen Angreifern ausgenutzt wurde. Auch das Wissen um diese konkrete Gefährdungslage ist für Betroffene von zentraler Bedeutung.

Jan Oliver Wagner betonte hier noch einmal die Bedeutung des Faktors Wissen. Oft werde die Gefährdung nicht angemessen diskutiert. Anfang 2024 beispielsweise reduzierte eine wichtige US-Behörde (NIST) den Informationsumfang ihrer Schwachstellendatenbank – eine Krise für jeden Anbieter von Vulnerability Management und deren Kunden. Außerdem zeuge es von Handlungsbedarf, dass die NIST immer noch nicht als kritische Infrastruktur definiert sei.

Die vom NIST gelieferten Informationen sind auch für die Fähigkeiten des nationalen Cyberabwehrzentrums, ein Lagebild zu erstellen, von zentraler Bedeutung, pflichtet ihm Färber bei. Das betrifft auch die Zusammenarbeit mit der Branche: Eine Reihe von großen Firmen „rühmen sich damit, Exploit-Listen binnen fünf Minuten an ihre Kunden zu liefern. Da können auch wir noch besser werden.“

Carsten Meywirth, Leiter Abteilung Cybercrime beim BKA, betonte die Unterschiede zwischen staatlichen und kriminellen Angriffen, auch am Beispiel des Supply-Chain-Angriffs auf Solarwinds. Kriminelle Angreifer haben oft wenig Interesse, eine Krise hervorzurufen, weil zu viel mediale Aufmerksamkeit die möglichen finanziellen Erträge gefährdet. Auch Sicherheitsbehörden müssten da stets vor die Welle kommen. Und dafür brauche es Aufklärung und das Potential, die Infrastruktur der Angreifer zu stören.

BKA: Internationale Zusammenarbeit

Deutschland sei, so Generalmajor Färber, bei den Angriffen immer unter den Top 4 Ländern. Die USA rangierten stets auf Platz eins, doch in den Schleppnetzen der Angreifer landen wir schon allein wegen unserer Größe. Das mache die hervorragende internationale Zusammenarbeit bei Aufklärung und Täterjagd so wichtig. „Vor allem die Achse Deutschland-USA-Niederlande ist da sehr erfolgreich, aber auch die „Datasprints“ mit den Five-Eyes-Staaten (USA, UK, Australien, Kanada und Neuseeland), wo man auch Geheimdiensterkenntnisse auf einen gemeinsamen Tisch legt und abgleicht, seien von elementarer Bedeutung. „Eine erfolgreiche Täteridentifizierung ist ohne solche Allianzen meistens unmöglich“, so Michael Färber. Deutschland ist mit seinen dafür relevanten Organisationen gut aufgestellt. „Wir haben deutlich höhere Redundanz als andere, und das stellt in diesem Kampf ein großes Asset dar.“ In der beispielhaften „Operation Endgame“, eine vom FBI gestartete Kooperation der Sicherheitsbehörden mit der freien Wirtschaft zeige sich dann gerade jetzt auch die ganze Schlagkraft dieser Strukturen. „Das müssen und werden wir weiter ausbauen.“

„Wir brauchen eine Notrufnummer für Kommunen in IT-Krisen“

So vor die Welle zu kommen, ist für die Kommunen noch Zukunftsmusik. Die seien stark angewiesen auf interföderale Unterstützung und eine Kultur der Zusammenarbeit, ein aktuelles Lagebild ist für sie unabdingbar, berichtet Katrin Giebel von VITAKO. Als Vertreter der kommunalen IT-Dienstleister kenne man viele kritische Situationen und die Nöte der Gemeinden gut – von Personalnot bis hin zu fehlender Expertise oder einer heute noch fehlenden Notrufnummer für IT-Krisen. So eine Hotline wäre nicht nur hilfreich, sie entspricht wohl auch der Definition aus Wagners einführenden Vortrag: „Eine Cybernation schützt sich, indem sie die Unternehmen dabei unterstützt, sich zu schützen.“

BSI: Vorsorge ist das Wichtigste

Auch wenn das BSI sich nicht in der Lage sieht, einen solchen Anspruch allein zu erfüllen, habe man diese dezentrale Denkweise schon immer verinnerlicht. Aber ob das BSI zu einer Zentralstelle in diesem Sinne ausgebaut werden soll, müsse man erst diskutieren, erklärt Dirk Häger vom BSI. „Viel wichtiger ist aber Prävention. Wer heute ein ungesichertes System ins Netz stellt, wird schnell gehackt. Die Bedrohungslage ist da. Wir müssen das abwehren können. Und genau das ist Prävention.“

Dafür, ergänzt Wagner, sei die Information zentral. Und die Informationen zu verteilen, sei durchaus eine Aufgabe des Staates, da sieht er „die existierenden Organisationen in der perfekten Rolle.“

Sponsorenwand des PITS-Kongresses 2024 mit Logos führender IT-Sicherheitsunternehmen wie Greenbone, Cisco, HP und weiteren Partnern aus Verwaltung und Wirtschaft.


Der Winter naht: Der Leitspruch des Hauses Stark aus der Serie „Game of Thrones“ deutet auf das Heraufziehen eines nicht näher definierten Unheils hin. Ist NIS2 eine Walze aus Eis und Feuer, die die gesamte europäische IT-Landschaft unter sich begräbt und vor der sich nur retten kann, wer eines der zahllosen Webinare besucht und alle Ratschläge befolgt?

NIS2 als solches ist lediglich eine Richtlinie, die von der EU erlassen wurde. Sie soll die vielleicht noch nicht optimale IT-Sicherheit von Betreibern wichtiger und kritischer Infrastrukturen sicherstellen und die Cyberresilienz erhöhen. Auf Basis dieser Richtlinie sind nun die Mitgliedsländer aufgerufen, ein entsprechendes Gesetz zu schaffen, das diese Richtlinie in nationales Recht umsetzt.

Was soll geschützt werden?

Bereits 2016 wurde die NIS-Richtlinie durch die EU eingeführt, um für die Gesellschaft relevante Branchen und Dienstleister vor Angriffen in der Cybersphäre zu schützen. Diese Regelung enthält verbindliche Vorgaben zum Schutz von IT-Strukturen in Unternehmen, die als Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS) tätig sind. Hierbei handelt es sich um Unternehmen, die eine unverzichtbare Rolle innerhalb der Gesellschaft spielen, weil sie in Bereichen wie Gesundheitsdiensten, Energieversorgung und Transport tätig sind. Bereiche also, in denen vorsätzlich herbeigeführte Störungen oder Ausfälle zu katastrophalen Zuständen führen können – wessen Haushalt gerüstet ist, einen mehrtägigen Stromausfall mit allen Konsequenzen zu überstehen, der möge die Hand heben…

Angesichts der weiter voranschreitenden Digitalisierung musste die EU eine Nachfolgeregelung (NIS2) schaffen, die zum einen strengere Anforderungen an die Informationssicherheit stellt, zum anderen aber auch einen größeren Kreis an Unternehmen erfasst, die für die Gesellschaft „wichtig“ oder „besonders wichtig“ sind. Diese Unternehmen werden nun in die Pflicht genommen, gewisse Standards in der Informationssicherheit zu erfüllen.

Obwohl die NIS2-Richtlinie bereits im Dezember 2022 verabschiedet wurde, haben die Mitgliedsländer bis zum 17. Oktober 2024 Zeit, ein entsprechendes Umsetzungsgesetz zu verabschieden. Deutschland wird es bis dahin wohl nicht schaffen. Trotzdem gibt es keinen Grund, sich zurückzulehnen. Das NIS2UmsuCG wird kommen, und mit ihm erhöhte Anforderungen an die IT-Sicherheit vieler Unternehmen und Institutionen.

Wer muss jetzt handeln?

Betroffen sind Unternehmen aus vier Gruppen. Einmal sind das die besonders wichtigen Einrichtungen mit 250 oder mehr Mitarbeitern oder 50 Millionen Euro Jahresumsatz und einer Bilanzsumme ab 43 Millionen Euro. Ein Unternehmen, das diese Kriterien erfüllt und in einem der Sektoren Energie, Transport/ Verkehr, Finanzen/ Versicherungen, Gesundheit, Wasser/ Abwasser, IT und TK oder Weltraum tätig ist, gilt als besonders wichtig.

Daneben gibt es die wichtigen Einrichtungen ab 50 Mitarbeitern oder 10 Millionen Euro Umsatz und einer Bilanzsumme von 10 Millionen Euro. Erfüllt ein Unternehmen diese Kriterien und ist es in einem der Sektoren Post/ Kurier, Chemie, Forschung, verarbeitendes Gewerbe (Medizin/ Diagnostika, DV, Elektro, Optik, Maschinenbau, Kfz/ Teile, Fahrzeugbau), digitale Dienste (Marktplätze, Suchmaschinen, soziale Netzwerke), Lebensmittel (Großhandel, Produktion, Verarbeitung) oder Entsorgung (Abfallwirtschaft) tätig, so gilt es als wichtig.

Neben besonders wichtigen und wichtigen Einrichtungen gibt es die kritischen Anlagen, die weiterhin durch die KRITIS-Methodik definiert werden. Zusätzlich werden auch Bundeseinrichtungen reguliert.

Was ist zu tun?

Konkret bedeutet das, dass alle betroffenen Unternehmen und Institutionen, ganz gleich ob „besonders wichtig“ oder „wichtig“, eine Reihe von Auflagen und Pflichten zu erfüllen haben, die wenig Interpretationsspielraum lassen und daher strikt zu beachten sind. Auf folgenden Gebieten muss gehandelt werden:

Risikomanagement

Betroffene Unternehmen sind verpflichtet, ein umfassendes Risikomanagement einzuführen. Dazu gehören neben einer Zugangskontrolle, Multi-Faktor-Authentifizierung und Single Sign-On (SSO) auch Training und Incident Management sowie ein ISMS und Risikoanalysen. Darunter fallen auch das Schwachstellenmanagement und die Anwendung von Schwachstellen- und Compliance-Scans.

Meldepflichten

Für alle Unternehmen besteht eine Meldepflicht für „erhebliche Sicherheitsvorfälle“: Diese müssen unverzüglich, spätestens aber innerhalb von 24 Stunden der Meldestelle des BSI berichtet werden. Weitere Updates haben innerhalb von 72 Stunden und 30 Tagen zu erfolgen.

Registrierung

Die Unternehmen sind verpflichtet, ihre Betroffenheit von der NIS2-Gesetzgebung selbst festzustellen und sich innerhalb einer Frist von drei Monaten selbst zu registrieren. Wichtig: Niemand sagt einem Unternehmen, dass es unter die NIS2-Regelung fällt und sich registrieren muss. Die Verantwortung liegt ausschließlich bei den einzelnen Unternehmen und deren Geschäftsführern.

Nachweise

Es reicht nicht aus, die vorgegebenen Vorkehrungen lediglich zu treffen, sondern es müssen auch entsprechende Nachweise erbracht werden. Wichtige und besonders wichtige Einrichtungen werden stichprobenartig durch das BSI kontrolliert werden, wobei entsprechende Dokumentationen vorgelegt werden müssen. KRITIS-Einrichtungen werden turnusmäßig alle drei Jahre überprüft.

Informationspflichten

Sicherheitsvorfälle unter den Teppich zu kehren, ist zukünftig nicht mehr möglich. Das BSI erhält eine Weisungsbefugnis zur Unterrichtung von Kunden über Sicherheitsvorfälle. Ebenso erhält das BSI eine Weisungsbefugnis über die Unterrichtung der Öffentlichkeit von Sicherheitsvorfällen.

Governance

Geschäftsführer werden verpflichtet, Maßnahmen zum Risikomanagement zu billigen. Ebenso werden Schulungen zum Thema Pflicht. Besonders gravierend: Geschäftsführer haften persönlich mit ihrem Privatvermögen bei Pflichtverletzungen.

Sanktionen

In der Vergangenheit war es gelegentlich so, dass Unternehmen lieber die diffuse Möglichkeit eines Bußgeldes in Kauf nahmen als konkrete Investitionen in Cybersicherheitsmaßnahmen zu tätigen, da das Bußgeld im Verhältnis durchaus annehmbar erschien. NIS2 wirkt dem nun durch neue Tatbestände und teils drastisch erhöhte Bußgelder entgegen. Verschärft wird das nochmal durch die persönliche Haftung von Geschäftsführern.

Wie man sieht, ist das zu erwartende NIS2-Umsetzungsgesetz ein komplexes Gebilde, welches sich auf eine Vielzahl von Bereichen erstreckt und dessen Anforderungen in den seltensten Fällen mit einer einzigen Lösung abgedeckt werden können.

Welche Maßnahmen sind möglichst bald zu treffen?

Scannen Sie Ihre IT-Systeme kontinuierlich auf Schwachstellen. Sicherheitslücken werden damit schnellstmöglich aufgedeckt, priorisiert und dokumentiert. Dank regelmäßiger Scans und ausführlicher Berichte schaffen sie die Grundlage zur Dokumentation der Entwicklung der Sicherheit Ihrer IT-Infrastruktur. Gleichzeitig erfüllen Sie damit Ihre Nachweispflichten und sind im Fall einer Prüfung bestens gewappnet.

Experten können auf Wunsch den kompletten Betrieb des Schwachstellenmanagements in Ihrem Unternehmen übernehmen. Dazu gehören auch Leistungen, wie Web-Application Pentesting, bei dem gezielt Schwachstellen in Webanwendungen aufgedeckt werden. Damit decken Sie einen wichtigen Bereich im NIS2-Anforderungskatalog, und erfüllen die Anforderungen des § 30 (Risikomanagementmaßnahmen).

Fazit

Es gibt es nicht die eine, alles umfassende Maßnahme, mit der Sie sofort rundum NIS2-konform sind. Vielmehr ist eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, die zusammengenommen eine gute Basis ergeben. Ein Bestandteil davon ist Schwachstellenmanagement mit Greenbone. Wenn Sie das im Hinterkopf behalten und rechtzeitig auf die richtigen Bausteine setzen, sind Sie als IT-Verantwortlicher auf der sicheren Seite. Und der Winter kann kommen.

Am 19. und 20. Juni 2024 geht’s ums Ganze: In Potsdam treffen sich hochrangige IT-Spezialisten und Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um einen Überblick über die „Nationale Cybersicherheit“ zu geben. Eine der größten, flächendeckenden Herausforderungen ist die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI). Über ihren Einfluss auf die IT-Security wird Elmar Geese, Vorstand von Greenbone, mit Dr. Christoph Bausewein (CrowdStrike), Dr. Sven Herpig (Stiftung Neue Verantwortung) und Dr. Kim Nguyen (Bundesdruckerei) auf dem Podium diskutieren.

  • Zeit: Juni 2024; 13:45
  • Ort: Hasso-Plattner-Institut, Potsdam, Prof.-Dr.-Helmert-Straße 2-3 (Campus Griebnitzsee)
  • Thema: Wie verändert Künstliche Intelligenz die Cybersicherheitslandschaft?
  • Moderation: Dr. Sandra Wachter, University of Oxford

Die „Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit“ findet am 19. und 20. Juni 2024 statt. Besuchen Sie uns gerne auf unserem Stand auf der Konferenz!

Anmeldung: https://hpi.de/das-hpi/bewerbung/2024/potsdam-cybersecurity-conference/

Nachdem Experten bereits 2023 einen rapiden Zuwachs bei Cyberangriffen auf Kommunen und Behörden feststellen mussten, hören die Schreckensmeldungen auch 2024 nicht auf. Der Handlungsdruck ist enorm, denn ab Oktober tritt die NIS2-Richtline der EU in Kraft und macht Risiko- und Schwachstellenmanagement zur Pflicht.

„Die Gefährdungslage ist so hoch wie nie“ sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner bei der Bitkom Anfang März. Die Frage sei nicht, ob ein Angriff erfolgreich ist, sondern nur wann. Auch die jährlichen Berichte des BSI, zum Beispiel der jüngste Report von 2023 sprächen da Bände. Auffällig sei aber, so Plattner, wie oft Kommunen, Krankenhäuser und andere öffentliche Institutionen im Mittelpunkt der Angriffe stünden. Aber es gebe „kein Maßnahmen- sondern ein Umsetzungsproblem in den Unternehmen und Behörden“.  Klar ist: Schwachstellenmanagement wie das von Greenbone kann dabei schützen und helfen, das Schlimmste zu vermeiden.

US-Behörden durch chinesische Hacker unterwandert

Angesichts der zahlreichen gravierenden Sicherheitsvorfälle wird das Schwachstellenmanagement von Jahr zu Jahr wichtiger. Knapp 70 neue Sicherheitslücken kamen in den letzten Monaten täglich hinzu. Einige von Ihnen öffneten tief in US-Behörden hinein Tür und Tor für Angreifer, wie im Greenbone Enterprise Blog berichtet:

Über gravierende Sicherheitslücken waren US-Behörden Medien zufolge seit Jahren durch chinesische Hackergruppen wie die wohl staatlich gesponserte „Volt Typhoon“ unterwandert. Dass Volt Typhoon und ähnliche Gruppierungen ein großes Problem sind, bestätigte sogar Microsoft selbst in einem Blog bereits im Mai 2023. Doch damit nicht genug: „Volt Typhoon macht sich die reichlich auftretenden Sicherheitslücken in VPN-Gateways und Routern der Marken FortiNet, Ivanti, Netgear, Citrix und Cisco zunutze. Diese gelten derzeit als besonders verwundbar“, war bei Heise zu lesen.

Dass der Quasi-Monopolist bei Office, Groupware, Betriebssystemen und diversen Clouddiensten 2023 auch noch zugeben musste, dass er sich den Masterkey für große Teile seiner Microsoft-Cloud hat stehlen lassen, zerstörte das Vertrauen in den Redmonder Softwarehersteller vielerorts. Wer diesen Key besitzt, braucht keine Backdoor mehr für Microsoft-Systeme, schreibt Heise. Vermutet werden hierbei ebenfalls chinesische Hacker.

Softwarehersteller und -Lieferanten

Die Lieferkette für Softwarehersteller steht nicht erst seit log4j oder dem Europäischen Cyber Resilience Act unter besonderer Beobachtung bei Herstellern und Anwendern. Auch das jüngste Beispiel um den Angriff auf den XZ-Komprimierungsalgorithmus in Linux zeigt die Verwundbarkeit von Herstellern. Bei der „#xzbackdoor“ hatte eine Kombination aus purem Zufall und den Aktivitäten von Andres Freund, ein sehr an Performance orientierter, deutscher Entwickler von Open-Source-Software für Microsoft, das Schlimmste verhindert.

Hier tat sich ein Abgrund auf: Nur dank der Open-Source-Entwicklung und einer gemeinsamen Anstrengung der Community kam heraus, dass Akteure über Jahre hinweg mit hoher krimineller Energie und mit Methoden, die sonst eher von Geheimdiensten zu erwarten sind, wechselnde Fake-Namen mit diversen Accounts benutzt hatten. Ohne oder mit nur wenig Benutzerhistorie bedienten sie sich ausgeprägter sozialer Betrugsmaschen, nutzen die notorische Überlastung von Betreibern aus und erschlichen sich das Vertrauen von freien Entwicklern. So gelang es ihnen, fast unbemerkt Schadcode in Software einzubringen. Nur dem Performance-Interesse von Freund war es schließlich zu verdanken, dass der Angriff aufflog und der Versuch scheiterte, eine Hintertür in ein Tool einzubauen.

US-Offizielle sehen auch in diesem Fall Behörden und Institutionen besonders bedroht, selbst wenn der Angriff eher ungezielt, für den massenhaften Einsatz ausgerichtet zu sein scheint. Das Thema ist komplex und noch lange nicht ausgestanden, geschweige denn vollumfänglich verstanden. Sicher ist nur: Die Usernamen der Accounts, die die Angreifer verwendet haben, waren bewusst gefälscht. Wir werden im Greenbone Blog weiter darüber berichten.

Europäische Gesetzgeber reagieren

Schwachstellenmanagement kann solche Angriffe nicht verhindern, aber es leistet unverzichtbare Dienste, indem es Administratoren proaktiv warnt und alarmiert, sobald ein derartiger Angriff bekannt wird – und dies meist, noch bevor ein Angreifer Systeme kompromittieren konnte. Angesichts aller Schwierigkeiten und dramatischen Vorfälle überrascht es nicht, dass auch Gesetzgeber die Größe des Problems erkannt haben und das Schwachstellenmanagement zum Standard und zur Best Practice in mehr und mehr Szenarien erklären.

Gesetze und Regulierungen wie die neue NIS2-Richtline der EU schreiben den Einsatz von Schwachstellenmanagement zwingend vor, auch in der Software-Lieferkette. Selbst wenn NIS2 eigentlich nur für etwa 180.000 Organisationen und Unternehmen der Kritischen Infrastruktur (KRITIS) beziehungsweise „besonders wichtige“ oder „bedeutende“ Unternehmen Europas gilt, sind die Regulierungen grundsätzlich sinnvoll – und ab Oktober Pflicht. Die „Betreiber wesentlicher Dienste“, betont die EU-Kommission, „müssen geeignete Sicherheitsmaßnahmen ergreifen und die zuständigen nationalen Behörden über schwerwiegende Vorfälle informieren. Wichtige Anbieter digitaler Dienste wie Suchmaschinen, Cloud-Computing-Dienste und Online-Marktplätze müssen die Sicherheits- und Benachrichtigungsanforderungen der Richtlinie erfüllen.“

Ab Oktober vorgeschrieben: Ein„Minimum an Cyber-Security-Maßnahmen“

Die „Richtlinie über Maßnahmen für ein hohes gemeinsames Cybersicherheitsniveau in der gesamten Union (NIS2)“ zwingt Unternehmen der europäischen Gemeinschaft, einen „Benchmark eines Minimums an Cyber-Security-Maßnahmen zu implementieren“, darunter auch Risikomanagement, Weiterbildung, Policies und Prozeduren, auch und gerade in der Zusammenarbeit mit Software-Lieferanten. In Deutschland sollen die Bundesländer die genaue Umsetzung der NIS2-Regelungen definieren.

Haben Sie Fragen zu NIS2, dem Cyber Resilience Act (CRA), zu Schwachstellenmanagement allgemein oder den beschriebenen Sicherheitsvorfällen? Schreiben Sie uns! Wir freuen uns darauf, mit Ihnen zusammen, die richtige Compliance-Lösung zu finden und Ihrer IT-Infrastruktur den Schutz zu geben, den sie heute angesichts der schweren Angriffe benötigt.


Grüner wird’s nicht mehr? Von wegen! Soeben haben wir die Zertifizierung für unser Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 abgeschlossen. Und wir haben festgestellt: Es geht immer noch etwas „grüner“ – man musss sich nur engagieren und bereit sein, dieses Engagement in messbaren Fortschritten voranzutreiben.

Die internationale Norm ISO 14001 legt Anforderungen fest, mit deren Hilfe Unternehmen Umweltziele erreichen und dabei auch rechtliche Verpflichtungen erfüllen können. Weil die ökologische Nische für jede Organisation unterschiedlich ist, sieht der Standard zwar keine absoluten Werte und Ziele vor, betont jedoch die Integration ins Qualitätsmanagement, die Leitungsverantwortung für das Umweltmanagement und die Beseitigung von Unklarheiten hinsichtlich der Umweltziele.

Ziele, Vorgaben, Kennzahlen: Trockenes Gerüst für grünes Wachstum

So legt die aktuelle deutsche Fassung der Norm als DIN EN ISO 14001:2015 besonderen Wert auf die „Umweltleistungsverbesserung“ und deren Messung durch entsprechende Kennzahlen. Die ökologischen Ziele beziehen sich so auf vor- und nachgelagerte Umweltauswirkungen von Produkten und Dienstleistungen ebenso wie die Berücksichtigung von Chancen und Risiken im täglichen Business. Das Ganze ist im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) einzurichten, sodass die Auswirkungen jeder neuen Maßnahme kontrollierbar sind und diese entsprechend angepasst werden kann. Wir sind stolz darauf, mit der Zertifizierung jetzt einen weiteren, wichtigen Schritt in Richtung auf ein nicht nur von außen, im Firmenlogo, sondern auch von innen „grünen“ Unternehmens verkünden zu können.

Schon im Herbst 2023, als das „Environmental Management System“ eingeführt wurde, war uns klar: Wir können zwar nicht die Welt retten, aber jeder Schritt in diese Richtung ist uns wichtig! Also Schritt für Schritt: Los ging es mit der Sammlung aller Aspekte, die überhaupt Einfluss auf die Umwelt haben können. Nach dem Ranking der Faktoren und ihrer Priorisierung kristallisierten sich elf Gebiete heraus, auf denen Greenbone ökologisch wirksam und aktiv werden kann: Angefangen beim Stromverbrauch über die Kühlung von Servern, die Heizung von Büroräumen und den Warenversand bis hin zur Mülltrennung und der Energieeffizienz unserer Appliances.

Und immer wieder: messen…

Als ein Unternehmen, das hohen Wert auf die Verwirklichung und die klare Darstellung von Zielvorgaben legt, ist Greenbone bereits nach ISO 9001:2015 (Qualitätsmanagement) und ISO 27001:2017 (Informationssicherheit) sowie im Rahmen von TISAX für das Information Security Management System (ISMS) zertifiziert. Für ISO 14001 haben wir unsere Ziele entsprechend in klar definierten Key Performance Indikatoren (KPI) konkretisiert, um sie für spätere Messungen wieder bereitzustellen. So können bestehende Maßnahmen nachjustiert und weitere Verbesserungen eingeführt werden. Was sich zunächst trocken anhört, trägt bereits erste, „grüne“ Früchte:

  • Unser Strom speist sich seit Firmengründung komplett aus erneuerbaren Energien. Der Gesamtverbrauch – inklusive Clients und Server – soll in Kürze noch um 3% gesenkt werden.
  • Bei jeder Neuanschaffung von Equipment achten wir besonders auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.
  • Seit 2020 nutzen wir ausschließlich E-Autos als Firmenfahrzeuge.
  • Wir haben auf digitale Gehaltsabrechnungen umgestellt.
  • Der Serverraum wird regelmäßig auf mögliche Einsparpotenziale überprüft.
  • Auch im Kleinen schreiben wir Umweltschutz groß: Müll wird nur noch zentral gesammelt, und Verpackungsmaterial wird prinzipiell wiederverwendet.

Um unseren ökologischen Fortschritten schließlich mehr Nachhaltigkeit zu verleihen, halten wir uns in regelmäßigen internen Schulungen zur Energieeffizienz auf dem Laufenden. So tragen wir dazu bei, dass die Welt auch außerhalb von Greenbone noch „grüner“ wird.


Zwei Sicherheitslücken in Sharepoint, beide aus dem vergangenen Jahr, bereiten Sharepoint-Administratoren derzeit Kopfzerbrechen. Weil Angreifer eine Kombination aus den beiden Schwachstellen zunehmend häufiger ausnutzen, warnt jetzt auch die Cybersecurity Infrastructure Security Agency CISA. Betroffene Kunden des Greenbone Enterprise Feed werden bereits seit Juni 2023 gewarnt.

Tracking-News: Critical Vunerability in MS Sharepoint

Remote Priviledge Execution

Die beiden Schwachstellen CVE-2023-29357 und CVE-2023-24955 zusammen erlauben es Angreifern, aus der Ferne Administratorenrechte im Sharepoint-Server eines Unternehmens zu erlangen. Details über den Angriff wurden bereits im September 2023 auf der Pwn2Own-Konferenz in Vancouver 2023 veröffentlicht und finden sich beispielsweise im Blog der Singapur Starlabs.

Massive Angriffe führten jetzt dazu, dass die CISA jüngst eine Warnung zu diesen Lücken aussprach und die CVE-2023-29357 in ihren Katalog der bekannten Exploited Vulnerabilities aufnahm. Greenbone hat jedoch bereits seit etwa Juni 2023 authentifizierte Versionsprüfungen für beide CVEs und seit Oktober 2023 auch eine aktive Prüfung für CVE-2023-29357. Kunden der Enterprise-Produkte haben diese CVEs bereits seit mehreren Monaten als Bedrohung gemeldet bekommen – im authentifizierten und unauthentifizierten Scan-Modus.

Microsoft rät seinen Kunden auf seiner Webseite zum Update auf die SharePoint Server 2019 Version vom 13 Juni 2023, (KB5002402), die fünf kritische Lücken behebt, darunter auch die erste von der CISA genannte CVE. Ferner sollten alle Administratoren die Installation der Antivirensoftware AMSI durchführen und Microsoft Defender im Sharepoint-Server aktivieren. Anderenfalls könnten Angreifer die Authentifizierung mit gefälschten Authentifizierungstoken umgehen und sich Administratorrechte verschaffen.

Das frühzeitige Erkennen und Erfassen von Schwachstellen im Unternehmen ist ein wichtig, wie die vielen Meldungen über schädigende Schwachstellen belegen. Hier können die Greenbone-Produkte viel Arbeit abnehmen und für Sicherheit sorgen – als Hardware- oder als virtuelle Appliance. Der Greenbone Enterprise Feed, aus dem sich alle Sicherheitsprodukte Greenbones speisen, erhält tägliche Updates und deckt damit einen hohen Prozentsatz der Risiken ab.

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5 bekannte Juniper Junos-Schwachstellen, die aktiv ausgenutzt werden können

Die CISA hat 5 CVEs im Zusammenhang mit Juniper Junos (auch bekannt als Junos OS) in ihren Katalog der bekannten ausgenutzten Sicherheitslücken (KEV) aufgenommen. Die vollständige Exploit-Kette umfasst die Kombination mehrerer CVEs mit geringerem Schweregrad, um eine Remotecodeausführung (RCE) vor der Authentifizierung zu erreichen. Die 5 CVEs reichen in ihrem Schweregrad von CVSS 9.8 Critical bis CVSS 5.3 Medium. Die Greenbone Enterprise Appliances enthalten Schwachstellentests, die betroffene Systeme identifizieren können.

Das Verständnis des zeitlichen Ablaufs der Ereignisse sollte Netzwerkverteidigern helfen, zu begreifen, wie schnell Cyberbedrohungen eskalieren können. In diesem Fall wurde ein Proof-of-Concept (PoC) nur 8 Tage nach der Veröffentlichung des Sicherheitshinweises des Herstellers Juniper veröffentlicht. Sicherheitsforscher beobachteten nur 12 Tage nach der Veröffentlichung einen aktiven Angriff. Doch erst mehrere Monate später bestätigte die CISA die aktive Ausnutzung der Schwachstelle. Die Entwickler von Greenbone fügten bereits am 18. August 2023, unmittelbar nach der Veröffentlichung, Erkennungstests [1][2] für alle betroffenen Versionen der beiden betroffenen Produktreihen (Ethernet-Switches der EX-Serie und Service-Gateways der SRX-Serie zum Greenbone Enterprise Feed hinzu.

Hier finden Sie eine kurze Beschreibung der einzelnen CVEs:

  • CVE-2023-36844 (CVSS 5.3 Medium): Eine PHP-External-Variable-Modification [CWE-473]-Schwachstelle besteht in J-Web, einem Tool, das für die Fernkonfiguration und -verwaltung von Junos OS verwendet wird. Die Schwachstelle ermöglicht es einem nicht authentifizierten, netzwerkbasierten Angreifer, sensible PHP-Umgebungsvariablen zu verändern. CVE-2023-36844 ermöglicht die Verkettung mit anderen Schwachstellen, die zu einem nicht authentifizierten RCE führen.
  • CVE-2023-36845 (CVSS 9.8 Kritisch): Eine PHP-External-Variable-Modification-Schwachstelle [CWE-473] in J-Web ermöglicht es einem nicht authentifizierten, netzwerkbasierten Angreifer, Code aus der Ferne auszuführen. Mit einer manipulierten Anfrage, die die Variable PHPRC setzt, kann ein Angreifer die PHP-Ausführungsumgebung ändern, um Code einzuschleusen und auszuführen.
  • CVE-2023-36846 (CVSS 5.3 Medium): Eine fehlende Authentifizierung für eine kritische Funktion [CWE-306] in Juniper Networks Junos OS ermöglicht es einem nicht authentifizierten, netzwerkbasierten Angreifer, die Integrität des Dateisystems mit einer bestimmten Anfrage an user.php über J-Web zu beeinflussen. Ohne Authentifizierung ist ein Angreifer in der Lage, beliebige Dateien hochzuladen [CWE-434], was eine Verkettung mit anderen Schwachstellen einschließlich nicht authentifiziertem RCE ermöglicht.
  • CVE-2023-36847 (CVSS 5.3 Medium): Eine Schwachstelle in Juniper Networks Junos OS mit fehlender Authentifizierung für kritische Funktionen [CWE-306] ermöglicht es einem nicht authentifizierten, netzwerkbasierten Angreifer, die Integrität des Dateisystems zu beeinflussen. Mit einer böswilligen Anfrage an installAppPackage.php über J-Web kann ein Angreifer beliebige Dateien [CWE-434] ohne Authentifizierung hochladen, was eine Verkettung mit anderen Schwachstellen ermöglichen kann, die zu RCE führen.
  • CVE-2023-36851 (CVSS 5.3 Medium): Eine Schwachstelle in Juniper Networks Junos OS mit fehlender Authentifizierung für kritische Funktionen [CWE-306] ermöglicht es einem nicht authentifizierten, netzwerkbasierten Angreifer, die Integrität des Dateisystems zu beeinflussen. Mit einer speziellen Anfrage an webauth_operation.php, die keine Authentifizierung erfordert, ist ein Angreifer in der Lage, beliebige Dateien über J-Web [CWE-434] hochzuladen, was zu einem Verlust der Integrität eines bestimmten Teils des Dateisystems und zu einer Verkettung mit anderen Sicherheitslücken führt.

Verstehen des Angriffsverlaufs

Mehrere der oben aufgeführten CVEs sind als Schwachstellen mit fehlender Authentifizierung für kritische Funktionen [CWE-306] klassifiziert, was bedeutet, dass verschiedene Funktionen der Webanwendung zur Geräteverwaltung von J-Web keine ordnungsgemäßen Authentifizierungsprüfungen implementieren.

Im Folgenden wird zusammengefasst, wie diese Schwachstellen zu einem nicht authentifizierten RCE zusammengefügt wurden:

Die J-Web-Anwendung ist in PHP geschrieben, das, wie die WatchTowr-Forscher feststellten, für seine Benutzerfreundlichkeit auf Kosten der Sicherheit bekannt ist. Im Fall von CVE-2023-36846 implementierte die Datei „webauth_operation.php“ von J-Web eine andere Methode zur Authentifizierung als der Rest der Anwendung. Diese Datei ruft stattdessen die Funktion „sajax_handle_client_request()“ auf und übergibt den Wert „false“ als Parameter „doauth“, was dazu führt, dass keine Authentifizierung durchgeführt wird. Die oben erwähnte Funktion ’sajax_handle_client_request()‘ dient dazu, die in J-Web integrierten Funktionen auszuführen, indem sie als $_POST-Variable angegeben werden, einschließlich der Funktion ‚do_upload()‘, die zum Hochladen von Dateien verwendet wird.

CVE-2023-36845 ist eine Schwachstelle im Junos-Webserver, die es ermöglicht, Systemumgebungsvariablen über das Feld ’name‘ einer HTTP-POST-Anforderung zu setzen, wenn ein ‚Content-Type: multipart/form-data‘-Header verwendet wird. Zwei Exploits, die der Beschreibung von CVE-2023-36845 entsprechen, wurden zuvor für den GoAhead-IoT-Webserver offengelegt und als CVE-2017-17562 und CVE-2021-42342 verfolgt, was darauf hindeutet, dass der Junos-Webserver wahrscheinlich den proprietären GoAhead-Webserver implementiert.

Das Ausführen der hochgeladenen Datei ist möglich, indem die Umgebungsvariable PHPRC gesetzt wird, mit der eine nicht autorisierte PHP-Konfigurationsdatei „php.ini“ geladen wird, die ebenfalls über CVE-2023-36846 hochgeladen wurde und eine bösartige „auto_prepend_file“-Einstellung enthält, die PHP anweist, die erste hochgeladene Datei jedes Mal auszuführen, wenn eine Seite geladen wird. Hier ist die vollständige Beispielkette.

Abschwächung der jüngsten Juniper Junos-Schwachstellen

Die 5 neuen CVEs betreffen Juniper Networks Junos OS auf Ethernet-Switches der EX-Serie und Service-Gateways der SRX-Serie. Konkret handelt es sich um Junos OS Version 20.4 und früher, 21.1, 21.2, 21.3, 21.4, 22.1, 22.2, 22.3, 22.4 und 23.2 auf den Geräten der EX- und SRX-Serie.

Die beste Abhilfemaßnahme ist die Installation der Sicherheitspatches für Junos OS. Wenn Sie die offiziell bereitgestellten Sicherheitspatches nicht installieren können, können Sie die J-Web-Schnittstelle vollständig deaktivieren oder Firewalls mit einer Akzeptanzliste konfigurieren, um den Zugriff nur auf vertrauenswürdige Hosts zu beschränken, um einen Missbrauch zu verhindern. Generell kann die strikte Beschränkung des Zugriffs auf kritische Server und Netzwerk-Appliances auf Client-IP-Adressen, die Zugriff benötigen, die Ausnutzung ähnlicher, noch nicht entdeckter, aus der Ferne ausnutzbarer Zero-Day-Schwachstellen verhindern.

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Die Aufgabe, sich vor Cyberangriffen zu schützen, indem Sie Ihre Angriffsfläche minimieren, erfordert drei wesentliche Säulen:

Vulnerability Intelligence
Erfahren Sie sofort alles über Schwachstellen und Risiken

Asset-Intelligenz
Scannen Sie alle TCP/IP-Protokolle, tauchen Sie tief in Anlagen ein und nutzen Sie andere Quellen für Anlagendetails.

Schwachstellen-Scanning
Schwachstellentests schnell und nach Priorität erstellen, bereitstellen und ausführen

Ablaufdiagramm des Schwachstellenmanagements mit den Schritten: Vulnerability Intelligence, Asset Intelligence, Vulnerability Scanning, Vulnerability Status, Reporting und Remediation.

Vulnerability Intelligence

Vulnerability Intelligence hilft bei zwei Aufgaben: Zunächst müssen Sie eine Prioritätsentscheidung darüber treffen, welche Angriffsvektoren Sie angehen sollten und welche Sie akzeptieren. Diese Entscheidung ist nicht einfach und kann weitreichende Auswirkungen haben. Schlimmer noch, sie muss unter Zeitdruck und mit begrenzten Ressourcen getroffen werden. Mit anderen Worten: Diese Entscheidung ist (manchmal) eine Triage. Je besser die Informationen über die Schwachstelle sind, desto besser wird die Entscheidung ausfallen. Und je mehr Beweise Sie erhalten, desto weniger persönliche Vermutungen müssen Sie hinzufügen. Sobald Sie entschieden haben, welche Angriffsvektoren Sie in Angriff nehmen wollen, helfen Ihnen die technischen Details über die Schwachstelle als Leitfaden für eine effiziente Behebung. Zu wissen, wie einfach oder kompliziert eine Abhilfemaßnahme ist, unterstützt Sie bereits bei der Prioritätsentscheidung.

Asset Intelligence

Bei Asset Intelligence geht es darum, so viel wie möglich über die Vermögenswerte zu wissen, die Sie zum Schutz vor Cyberangriffen besitzen. Es mag seltsam klingen, aber der erste Teil dieser Aufgabe besteht darin, zu wissen, welche Anlagen Sie haben. Netzwerke können sehr dynamisch sein, weil Ihre Mitarbeiter Dienste und Geräte sehr dynamisch erweitern und verbinden. Das Scannen nach vorhandenen Ressourcen und das Scannen in die Ressourcen ist gleichermaßen wichtig. Beides dient dem Aufbau eines Inventars, das Sie später mit den eingehenden Schwachstelleninformationen über neue Angriffsvektoren vergleichen können. Es gibt erwartete Details wie Produktversionen und unerwartete Details, die erst bei der Veröffentlichung eines Sicherheitshinweises festgestellt werden. Für den ersten Fall bauen Sie eine Datenbank auf, die schnelle Offline-Scans bei neuen Hinweisen ermöglicht. Für den zweiten Fall benötigen Sie die Möglichkeit, beliebige TCP/IP-Protokolle zu verwenden, um die Informationen zu sammeln, die für die Feststellung einer Sicherheitslücke erforderlich sind. Ein Sonderfall sind fiktive Assets, die durch Inventare oder eine Software Bill of Materials repräsentiert werden und beispielsweise Geräte darstellen, die dem EU Cyber Resilience Act unterliegen.

Vulnerability Scanning

Die Kunst des Vulnerability Scanning beginnt mit der Erstellung von Tests, die in der Regel von Vulnerability Intelligence abgeleitet und gründlich überprüft werden. Angesichts der wachsenden Zahl von Sicherheitshinweisen ist es auch eine Frage der Prioritäten, welche Hinweise zuerst behandelt werden sollen. Die Kenntnis der Asset-Inventare unserer Kunden hilft uns, diese Aufgabe noch besser für sie zu erledigen. Nach dem schnellen Einsatz der Tests endet die Kunst des Schwachstellen-Scannens mit einem schnellen, leistungsstarken und einfach einzusetzenden Satz von Scannern. In einfachen Worten: Diese Scanner vergleichen die Schwachstelleninformationen mit den Informationen über die Anlagen, um die aktuelle Angriffsfläche aufzulisten. Das Scannen kann so einfach sein wie der Vergleich einer Versionsnummer oder so komplex wie ein mehrstufiger Exploit über TCP/IP.

Das Ergebnis ist ein Schwachstellenstatus mit hoher Relevanz und hoher Erkennungsqualität, und damit auch Ihre Schwachstellenbehebung und Schwachstellenberichte.

Aus der langjährigen Zusammenarbeit der Greenbone AG mit der Universität Osnabrück ist erneut eine erfolgreiche Masterarbeit hervorgegangen.

Grafische Darstellung der Greenbone Enterprise Appliance 450 mit Hinweis auf neue Masterarbeit in Kooperation mit der Universität Osnabrück

Unter dem Titel „Development of an Automated Network Perimeter Threat Prevention System (DETERRERS)“ hat Nikolas Wintering seine Masterarbeit in der Arbeitsgruppe Mathematik, Physik und Informatik des Fachbereichs Mathematik/Informatik der Universität Osnabrück geschrieben und dabei ein System zur automatisierten Gefahrenprävention am Netzwerkperimeter eines universitären Campusnetzwerkes entwickelt.

Besonders bedroht: Universitäten

Universitäten sind lebendige Zentren des Informationsaustauschs und der Zusammenarbeit, mit ihren zahlreichen Hosts und einer Vielzahl von Services bieten sie eine große Angriffsfläche für Cyberbedrohungen. Für die Bildungseinrichtungen ist es daher enorm wichtig, gefährdende Stellen zu erkennen und automatisch vom Internet zu isolieren.

Automatisiertes Schwachstellenmanagement

Durch die Automatisierung der Interaktionen zwischen Administratoren, Schwachstellen-Scanner und Perimeter-Firewall werden Administratoren so in ihrer Arbeit unterstützt und das universitäre IT-Netzwerk geschützt. Teil des in der Masterarbeit entwickelten Systems ist auch die Automatisierung der Risikobewertung der Ergebnisse der Schwachstellenscans und die Generierung von hostbasierten Firewallkonfigurationen.

„Durch den Einsatz von DETERRERS und der damit verbundenen Anpassung der Freigabeprozesse, konnte die Sicherheit im Universitätsnetzwerk mit sehr geringem Mehraufwand für Administrator*innen massiv verbessert werden. Mit der automatisierten Mitigation kann zudem kurzfristig auf neue Bedrohungen reagiert und somit eine potenzielle neue Angriffsoberfläche, ohne lange manuelle Laufzeiten, schnell geschlossen werden.“
Eric Lanfer, M. Sc. (Rechenzentrum Osnabrück, Gruppe Netze)

Praxisbezug und freier Demonstrator

Auf Basis eines praktischen Einsatzes in einem Campusnetzwerk evaluiert Wintering, wie die Risikobewertung agiert, wie die Angriffsfläche verringert wird und welche Auswirkungen das System auf die Arbeit von Administratoren hat. Dabei entstand auch ein Demonstrator, dessen Source Code und Funktionsweise Interessierte auf Github einsehen und testen können. Langfristig ist eine Weiterführung als Open-Source-Projekt geplant.

„Es handelt sich um eine sehr gelungene Arbeit mit klarem Mehrwert für die Praxis. Effiziente Sicherheitsmechanismen im Alltag nutzbar zu machen, ist oft eine große Herausforderung, und diese Masterarbeit leistet sehr überzeugende Beiträge dazu.“
Prof. Dr. rer. nat. Nils Aschenbruck (Universität Osnabrück, Institut für Informatik, Arbeitsgruppe Verteilte System)

Greenbone: Experten für Universitäten und mehr

Greenbone versorgt seit vielen Jahren zahlreiche Kunden aus dem universitären Umfeld mit Produkten zum Schwachstellenmanagement. Dank dieser umfangreichen Erfahrung konnten wir immer wieder branchentypische Anforderungen erkennen, sammeln, und in die Weiterentwicklung unserer Produkte einbauen.

Die Universität Osnabrück nutzt die Greenbone Enterprise Appliance 450. Dass diese Lösung nun Teil einer Masterarbeit geworden ist, begrüßen wir sehr. Wir gratulieren Nikolas Wintering zu dieser gelungenen wissenschaftlichen Auswertung.

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20. bis 21. September 2023 | Berlin.

In diesem Jahr nehmen wir an Deutschlands Fachkongress für IT- und Cybersicherheit bei Staat und Verwaltung teil.

Dr. Jan-Oliver Wagner, Greenbone, spricht zusammen mit

Dr. Dirk Häger, Abteilungsleiter Operative Cyber-Sicherheit, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
Carsten Meywirth, Abteilungsleiter Cybercrime, Bundeskriminalamt und
Nikolas Becker, Leiter Politik & Wissenschaft, Gesellschaft für Informatik und
Catarina dos Santos-Wintz, Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU/CSU) und Mitglied im Ausschuss für Digitales

am: 21.09.2023
um: 9:20 Uhr

im Hauptprogramm über das Thema: Den Finger in die Wunde legen – Schwachstellen managen oder schließen?

Besuchen Sie uns in unserer Lounge an Stand 43 und tauschen Sie sich mit unseren Experten über Schwachstellenmanagement und Cybersicherheit aus.

Mehr: https://www.public-it-security.de/anmeldung/

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