Schlagwortarchiv für: Schwachstellenmanagement

In jedem Unternehmen gibt es geschäftskritische Aktivitäten. Sicherheitskontrollen sollen sie schützen und sicherstellen, dass der Geschäftsbetrieb und die strategischen Ziele auf Dauer aufrechterhalten werden. Ein Sicherheitskonzept nach dem Motto „Install and forget“ bietet wenig Gewähr für das Erreichen dieser Ziele. In einer sich ständig verändernden digitalen Landschaft kann eine Sicherheitslücke zu einem schwerwiegenden Datenverstoß führen. Ereignisse und Entwicklungen wie die Ausweitung von Privilegien, Server-Wildwuchs und Konfigurationsfehler häufen sich. Sicherheitsteams, die diese Ereignisse nicht ständig überwachen, entdecken sie nicht – Angreifer schon. Daher handelt es sich bei Cybersicherheits-Frameworks in der Regel um iterative Prozesse, die Überwachung, Audits und kontinuierliche Verbesserungen umfassen.

Sicherheitsverantwortliche sollten sich fragen: Was muss unser Unternehmen messen, um eine hohe Sicherheit zu erlangen und sie kontinuierlich zu verbessern? In diesem Artikel werden wir Ihnen eine Begründung für Key Performance Indicators (KPI) in der Cybersicherheit geben, die von Branchenführern wie dem NIST und dem SANS Institute dargelegt werden, und einen Kernsatz von KPIs für das Schwachstellenmanagement definieren. Die grundlegenden KPIs, die hier behandelt werden, können als Ausgangspunkt für Unternehmen dienen, die ein einfaches Schwachstellenmanagement-Programm einführen, während die fortschrittlicheren Maßnahmen Unternehmen, die bereits über ein ausgereiftes Schwachstellenmanagement verfügen, mehr Transparenz bieten.

Wie KPIs die Cybersicherheit unterstützen

Leistungskennzahlen (KPIs) werden durch das Sammeln und Analysieren relevanter Leistungsdaten generiert und werden hauptsächlich für zwei strategische Ziele verwendet. Das erste ist die Erleichterung evidenzbasierter Entscheidungsfindung. Beispielsweise können KPIs helfen, die Leistung von Programmen zum Schwachstellenmanagement zu bewerten, um das Gesamtniveau der Risikominderung zu beurteilen und zu entscheiden, ob mehr Ressourcen zugewiesen oder der Status quo akzeptiert werden soll. Das zweite strategische Kernziel, das KPIs unterstützen, ist die Rechenschaftspflicht für Sicherheitsaktivitäten. KPIs können helfen, die Ursachen für eine schlechte Leistung zu ermitteln und eine Frühwarnung über unzureichende oder schlecht implementierte Sicherheitskontrollen auszusenden. Mit einer angemessenen Überwachung der Leistung des Schwachstellenmanagements kann die Wirksamkeit bestehender Verfahren bewertet werden, sodass diese angepasst oder durch zusätzliche Kontrollen ergänzt werden können. Die bei der Erstellung von KPIs gesammelten Nachweise können auch dazu verwendet werden, die Einhaltung interner Richtlinien, verbindlicher oder freiwilliger Cybersicherheitsstandards oder geltender Gesetze und Vorschriften nachzuweisen, indem die Aktivitäten des Cybersicherheitsprogramms belegt werden.

Der Umfang der Messung von KPIs kann unternehmensweit sein oder sich auf Abteilungen oder Infrastrukturen konzentrieren, die für den Geschäftsbetrieb entscheidend sind. Dieser Umfang kann auch angepasst werden, wenn ein Cybersicherheitsprogramm ausgereift ist. In der Anfangsphase eines Schwachstellenmanagements stehen möglicherweise nur grundlegende Informationen zur Verfügung, aus denen KPI-Metriken erstellt werden können. Mit zunehmender Reife eines Programms wird die Datenerfassung jedoch robuster und ermöglicht komplexere KPI-Metriken. Fortgeschrittenere Maßnahmen können auch gerechtfertigt sein, um für Organisationen mit erhöhtem Risiko eine hohe Sichtbarkeit zu erreichen.

Arten von Cybersicherheitsmaßnahmen

NIST SP 800-55 V1 (und sein Vorgänger NIST SP 800-55 r2) konzentriert sich auf die Entwicklung und Erfassung von drei Arten von Maßnahmen:

  • Implementierungsmaßnahmen: Diese messen die Umsetzung der Sicherheitsrichtlinien und den Fortschritt der Implementierung. Beispiele hierfür sind: die Gesamtzahl der gescannten Informationssysteme und der Prozentsatz der kritischen Systeme, die auf Schwachstellen gescannt wurden.
  • Maßnahmen zur Effektivität/Effizienz: Diese messen die Ergebnisse von Sicherheitsaktivitäten und überwachen Prozesse auf Programm- und Systemebene. So lässt sich feststellen, ob die Sicherheitskontrollen korrekt implementiert sind, wie beabsichtigt funktionieren und zu den gewünschten Ergebnissen führen. Zum Beispiel der prozentuale Anteil aller identifizierten kritischen Schwachstellen, die in der gesamten betrieblich kritischen Infrastruktur entschärft wurden.
  • Auswirkungsmessungen: Diese messen die geschäftlichen Auswirkungen von Sicherheitsaktivitäten wie Kosteneinsparungen, Kosten, die durch die Behebung von Sicherheitsschwachstellen entstehen, oder andere geschäftsbezogene Auswirkungen der Informationssicherheit.

Wichtige Leistungsindikatoren für das Schwachstellenmanagement

Da es beim Schwachstellenmanagement im Wesentlichen darum geht, bekannte Schwachstellen zu erkennen und zu beheben, sind KPIs, die Aufschluss über die Erkennung und Behebung bekannter Bedrohungen geben, am besten geeignet. Zusätzlich zu diesen beiden Schlüsselbereichen kann die Bewertung der Effektivität eines bestimmten Schwachstellenmanagement-Tools helfen, verschiedene Produkte zu vergleichen. Da dies die logischsten Möglichkeiten zur Bewertung von Schwachstellenmanagement-Aktivitäten sind, gruppiert unsere Liste die KPIs in diese drei Kategorien. Zu jedem Element wurden außerdem Tags hinzugefügt, die angeben, welchen in NIST SP 800-55 spezifizierten Zweck die Metrik erfüllt.

Die Liste ist zwar nicht vollständig, enthält jedoch einige wichtige KPIs für das Schwachstellenmanagement:

Leistungsmetriken für die Erkennung

  • Scan-Abdeckung (Implementierung): Hier wird der prozentuale Anteil der gesamten Anlagen einer Organisation gemessen, die auf Schwachstellen gescannt werden. Die Scan-Abdeckung ist besonders in den frühen Phasen der Programmimplementierung wichtig, um Ziele festzulegen und die sich entwickelnde Reife des Programms zu messen. Der Scan-Abdeckungsgrad kann auch verwendet werden, um Lücken in der IT-Infrastruktur eines Unternehmens zu identifizieren, die nicht gescannt werden und somit ein erhöhtes Risiko darstellen.
  • Mean Time to Detect (MTTD) (Effizienz): Damit wird die durchschnittliche Zeitspanne zwischen der ersten Veröffentlichung von Informationen und der Erkennung von Schwachstellen durch eine Sicherheitskontrolle gemessen. Die MTTD kann verbessert werden, indem die Häufigkeit der Aktualisierung der Module eines Schwachstellen-Scanners oder die Häufigkeit der Durchführung von Scans angepasst wird.
  • Verhältnis der nicht identifizierten Schwachstellen (Wirksamkeit): Das Verhältnis zwischen den proaktiv durch Scans identifizierten Schwachstellen und den Schwachstellen, die durch Post-Mortem-Analysen von Sicherheitsverletzungen oder Vorfällen entdeckt wurden. Ein höheres Verhältnis deutet auf bessere proaktive Erkennungsfähigkeiten hin.
  • Automatisierte Entdeckungsrate (Effizienz): Diese Kennzahl misst den Prozentsatz der Schwachstellen, die durch automatisierte Tools im Vergleich zu manuellen Erkennungsmethoden identifiziert werden. Eine höhere Automatisierung kann zu einer konsistenteren und schnelleren Erkennung führen.

Metriken zur Behebungsleistung

  • Mean Time to Remediate (MTTR; Effizienz): Damit wird die durchschnittliche Zeit gemessen, die für die Behebung von Schwachstellen nach deren Entdeckung benötigt wird. Durch die Verfolgung der Behebungszeiten können Unternehmen ihre Reaktionsfähigkeit auf Sicherheitsbedrohungen messen und das Risiko, das durch die Expositionszeit entsteht, bewerten. Eine kürzere MTTR deutet in der Regel auf einen agileren Sicherheitsbetrieb hin.
  • Remediation Coverage (Wirksamkeit): Diese Kennzahl gibt den Anteil der entdeckten Schwachstellen an, die erfolgreich behoben wurden, und dient als wichtiger Indikator für die Wirksamkeit bei der Behebung erkannter Sicherheitsrisiken. Der Abdeckungsgrad bei der Behebung kann so angepasst werden, dass er speziell die Rate der Schließung kritischer oder schwerwiegender Sicherheitslücken widerspiegelt. Indem sich die Sicherheitsteams zuerst auf die gefährlichsten Schwachstellen konzentrieren, können sie das Risiko effektiver minimieren.
  • Risikoscore-Reduktion (Auswirkung): Diese Kennzahl spiegelt die Gesamtauswirkungen der Schwachstellenmanagement-Aktivitäten auf das Risiko wider. Durch die Überwachung von Änderungen des Risikowertes lässt sich beurteilen, wie gut die Bedrohung durch exponierte Schwachstellen gehandhabt wird. Die Verringerung des Risiko-Scores wird in der Regel mit Hilfe von Risikobewertungs-Tools berechnet, die eine kontextbezogene Ansicht der einzigartigen IT-Infrastruktur und des Risikoprofils eines jeden Unternehmens bieten.
  • Konformitätsrate (Auswirkung): Diese Kennzahl gibt den Prozentsatz der Systeme an, die bestimmte Cybersicherheitsvorschriften, Standards oder interne Richtlinien einhalten. Sie ist ein wichtiges Maß für die Beurteilung des Konformitätsstatus und liefert verschiedenen Interessengruppen einen Nachweis über diesen Status. Sie dient auch als Warnung, wenn die Compliance-Anforderungen nicht erfüllt werden, wodurch das Risiko von Strafen verringert und die in den Compliance-Vorgaben vorgesehene Sicherheitslage gewährleistet wird.
  • Wiederöffnungsrate von Schwachstellen (Effizienz): Diese Kennzahl misst den Prozentsatz der Schwachstellen, die wieder geöffnet werden, nachdem sie als behoben markiert wurden. Die Wiederöffnungsrate gibt Aufschluss über die Effizienz der Abhilfemaßnahmen. Im Idealfall wird für die Schwachstelle kein weiteres Ticket ausgestellt, sobald ein Problembehebungs-Ticket geschlossen wurde.
  • Kosten der Behebung (Auswirkung): Diese Kennzahl misst die Gesamtkosten, die mit der Behebung erkannter Schwachstellen verbunden sind, und umfasst sowohl direkte als auch indirekte Ausgaben. Die Kostenanalyse kann Entscheidungen zur Budgetierung und Ressourcenzuweisung unterstützen, indem sie den Zeit- und Ressourcenaufwand für die Erkennung und Behebung von Schwachstellen erfasst.

Metriken zur Effektivität von Schwachstellenscannern

  • True-Positive-Erkennungsrate (Wirksamkeit): Sie misst den Prozentsatz der Schwachstellen, die von einem bestimmten Tool genau erkannt werden können. Diese Rate zielt auf die effektive Abdeckung eines Schwachstellen-Scanning-Tools und ermöglicht den Vergleich zweier Schwachstellen-Scanning-Produkte anhand ihres relativen Werts.
  • False-Positive-Erkennungsrate (Effektivität): Diese Metrik misst die Häufigkeit, mit der ein Tool fälschlicherweise nicht vorhandene Schwachstellen als vorhanden identifiziert. Dies kann zu einer Verschwendung von Ressourcen führen. Anhand dieser Rate kann die Zuverlässigkeit eines Schwachstellen-Scanning-Tools gemessen werden, um sicherzustellen, dass es mit den betrieblichen Anforderungen übereinstimmt.

Erkenntnisse

Durch die Erstellung und Analyse von Leistungsindikatoren (KPIs) können Unternehmen die grundlegenden Anforderungen an die Cybersicherheit für eine kontinuierliche Überwachung und Verbesserung erfüllen. KPIs unterstützen außerdem zentrale Geschäftsstrategien wie evidenzbasierte Entscheidungsfindung und Rechenschaftspflicht.

Mit quantitativen Einblicken in Schwachstellenmanagement-Prozesse können Unternehmen ihre Fortschritte besser einschätzen und ihre Cybersicherheitsrisiken genauer bewerten. Durch die Zusammenstellung geeigneter KPIs können Unternehmen den Reifegrad ihrer Schwachstellenmanagement-Aktivitäten nachverfolgen, Lücken in den Kontrollen, Richtlinien und Verfahren erkennen, die die Effektivität und Effizienz ihrer Schwachstellenbeseitigung einschränken, und die Übereinstimmung mit den internen Risikoanforderungen und den relevanten Sicherheitsstandards, Gesetzen und Vorschriften sicherstellen.

Referenzen

National Institute of Standards and Technology. Measurement Guide for Information Security: Volume 1 — Identifying and Selecting Measures. NIST, January 2024, https://csrc.nist.gov/pubs/sp/800/55/v1/ipd

National Institute of Standards and Technology. Performance Measurement Guide for Information Security, Revision 2. NIST, November 2022, https://csrc.nist.gov/pubs/sp/800/55/r2/iwd

National Institute of Standards and Technology. Assessing Security and Privacy Controls in Information Systems and Organizations Revision 5. NIST, January 2022, https://csrc.nist.gov/pubs/sp/800/53/a/r5/final

National Institute of Standards and Technology. Guide for Conducting Risk Assessments Revision 1. NIST, September 2012, https://csrc.nist.gov/pubs/sp/800/30/r1/final

National Institute of Standards and Technology. Guide to Enterprise Patch Management Planning: Preventive Maintenance for Technology Revision 4. NIST, April 2022, https://csrc.nist.gov/pubs/sp/800/40/r4/final

SANS Institute. A SANS 2021 Report: Making Visibility Definable and Measurable. SANS Institute, June 2021, https://www.sans.org/webcasts/2021-report-making-visibility-definable-measurable-119120/

SANS Institute. A Guide to Security Metrics. SANS Institute, June 2006, https://www.sans.org/white-papers/55/

Die Bedrohungslage in puncto Cybersecurity war noch nie so angespannt wie derzeit. Sogar offizielle Stellen prognostizieren, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.  Während die Zahl der Schwachstellen steigt, die die Angreifer ausnutzen können, berichten Analysten, dass die Täter außerdem die Schwachstellen schneller ausnutzen als bisher. Neue Sicherheitshinweise verwerten sie innerhalb weniger Tage, vielleicht sogar Stunden nach ihrer Veröffentlichung, schon in ihren Angriffen.  Unternehmen sind damit einem höheren Risiko ausgesetzt und müssen jetzt bei Transparenz und Effizienz ihrer Abhilfemaßnahmen nachbessern.

Ein beunruhigender Vorfall im Zuge einer nicht gepatchten Sicherheitslücke ist der kürzlich erfolgte Anschlag gegen die Cybersicherheit des Bildungssystems von Helsinki, der zum Diebstahl von mehreren Millionen Dateien mit den sensiblen persönlichen Daten von etwa 80.000 Personen führte. Die forensische Analyse des Angriffs deutet darauf hin, dass russische Bedrohungsakteure dafür verantwortlich sein könnten.

Die Datenpanne im Bildungssystem von Helsinki

Am 2. Mai 2024 wurde die Bildungsabteilung der Stadt Helsinki über eine nicht gepatchte Sicherheitslücke in einem Remote Access Server angegriffen. Nach Angaben des City Managers Jukka-Pekka Ujula war ein Hotfix-Patch bereits verfügbar, um die Schwachstelle zu beseitigen, „aber es ist derzeit nicht bekannt, warum dieser Hotfix nicht auf dem Server installiert wurde“.

Konkrete technische Details über die Sicherheitslücke wurden noch nicht veröffentlicht. Bekannt ist jedoch, dass die Angreifer in der Lage waren, sich Zugang zu Netzlaufwerken mit mehreren Millionen Dateien zu verschaffen und diese zu stehlen. Jukka-Pekka Ujula dazu: „Unsere Kontrollen und Verfahren für Sicherheitsupdates und Gerätewartung waren unzureichend.“ Gemeint ist damit ein fehlendes Schwachstellenmanagement, mit dem sichergestellt wird, dass bekannte Sicherheitslücken entschärft werden.

Zu den gestohlenen Daten gehören personenbezogene Informationen von rund 80.000 Schülern, Erziehungsberechtigten und Mitarbeitern, darunter Benutzernamen und E-Mail-Adressen, Personalausweise, physische Adressen von Schülern sowie andere sensible private Informationen, beispielsweise Gebühren (mit Begründungen) für Kunden der frühkindlichen Bildung und Betreuung, sensible Informationen über den Status von Kindern, Anträge auf Schülerfürsorge oder besondere Unterstützung, ärztliche Bescheinigungen über die Unterbrechung des Studiums für Schüler der Sekundarstufe II und Krankenakten.

Finnlands Reaktion auf den Datenschutzverstoß

Hannu Heikkinen, Chief Digital Officer der Stadt Helsinki, teilte Reportern mit, dass eine erste forensische Analyse des Einbruchs Hinweise darauf ergeben hat, dass der Angriff möglicherweise aus Russland stammt. Er ereignete sich wenige Monate nach der Eskalation der Grenzspannungen zwischen Russland und Finnland. Obwohl russische nationalstaatliche Bedrohungsakteure und mit ihnen verbundene Gruppen für cyber-militärische Kampagnen gegen ihre Gegner bekannt sind, hat keiner von ihnen die Verantwortung für den Angriff übernommen. In Deutschland hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) den Standpunkt vertreten, dass sich Deutschland als Reaktion auf die zunehmenden Cyberangriffe von russischen Bedrohungsakteuren strategisch neu ausrichten und mehr in die Cybersicherheit investieren muss.

Das Nationale Cybersicherheitszentrum Finnland (NCSC-FI) veröffentlicht Aktualisierungen und Leitlinien für den Umgang mit solchen Vorfällen und für die Verbesserung der Cybersicherheitsmaßnahmen im öffentlichen und privaten Sektor. Die finnische Regierung hat auch die Notwendigkeit einer systematischen Entwicklung und verstärkten Zusammenarbeit zwischen den Behörden hervorgehoben, um die Widerstandsfähigkeit des Landes in der Cybersicherheit zu verbessern.

Trafcom, die finnische Behörde für Verkehr und Kommunikation, bietet Ratschläge für diejenigen, deren persönliche Daten gestohlen wurden, oder für alle, die verdächtige Mitteilungen im Zusammenhang mit diesem Vorfall erhalten. Alle Betroffenen werden gebeten, verdächtige Mitteilungen an kaskotietoturvatilanne@hel.fi oder unter der Telefonnummer +358 9 310 27139 zu melden.

Greenbone unterstützt bewährte Praktiken der Cybersicherheit

Die Erkenntnis aus diesem und ähnlichen Vorfällen ist, dass vorbeugende Maßnahmen in der Cybersecurity wie die Nutzung eines Schwachstellenmanagements das Risiko einer Datenpanne und die damit verbundenen Kosten verringern. Um sich zu schützen, müssen Unternehmen einen proaktiven Ansatz verfolgen, indem sie Richtlinien, Prozesse und Technologien wie die Greenbone Enterprise Vulnerability Management-Plattform implementieren, die bewährte Verfahren für die Cybersicherheit unterstützen. Andernfalls sind Angreifern Tür und Tor geöffnet, was Risiken mit sich bringt – finanziell, für die Reputation und für die Privatsphäre.

Greenbone bietet eine hohe Transparenz der Systeme und Software innerhalb der IT-Infrastruktur eines Unternehmens und nimmt Informationen über Cyber-Bedrohungen auf, sodass IT-Sicherheitsteams Risiko-orientiert Abhilfe schaffen können. Als Plattform zum Scannen und Verwalten von Schwachstellen unterstützt Greenbone Unternehmen dabei, bekannte Schwachstellen in IT-Umgebungen zu erkennen und Standards wie den BSI-Grundschutz und CIS-Vorgaben einzuhalten.

Kontakt Kostenlos testen Hier kaufen Zurück zur Übersicht

NIS2 Umsetzung gezielt auf den Weg bringen!

Die Deadline für die Umsetzung von NIS2 rückt näher – zum 17.10.2024 sollen verschärfte Cybersicherheitsmaßnahmen in Deutschland über das NIS2 Umsetzungsgesetz ins Recht überführt werden. Dieses liegt bisher als Gesetzesentwurf vor, welcher sich an der EU Richtlinie 2022/2555 orientiert. Diese Richtlinie haben wir für Sie unter die Lupe genommen, um Ihnen in diesem kurzen Video die wichtigsten Anhaltspunkte und Wegweiser für das Inkrafttreten von NIS2 an die Hand zu geben. Ob Ihr Unternehmen betroffen ist, welche Maßnahmen Sie unbedingt ergreifen sollten, welche Themengebiete der Cybersicherheit Sie besonders bedenken müssen, wen Sie diesbezüglich konsultieren können und welche Konsequenzen die Nichteinhaltung hat, erfahren sie in diesem Video.

Vorschaubild zum Video ‚Was Sie zu NIS2 wissen müssen‘ mit europäischem Sternenkreis und NIS2-Schriftzug – leitet zu YouTube weiter

Informieren sie sich über den Cyber Resilience Act, welcher ein solides Regelwerk bietet, um die Widerstandskraft Ihres Unternehmens gegen Cyberangriffe zu stärken. Die ENISA Common Criteria werden Ihnen helfen, die Sicherheit Ihrer IT-Produkte und Systeme zu bewerten und bereits in der Entwicklung einen risikominimierenden Ansatz zu fahren. Priorisieren Sie außerdem die Einführung eines Informationsmanagementssystems, beispielsweise durch die Umsetzung der ISO 27001 Zertifizierung für Ihr Unternehmen. Lassen Sie sich diesbezüglich zum Thema IT-Grundschutz von entsprechenden, vom BSI empfohlenen Fachkräften beraten.

Neben dem BSI als Anlaufstelle für Anliegen bzgl. NIS2 stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und bieten zertifizierte Lösungen für Schwachstellenmanagement und Penetration Testing. Durch einen proaktiven Ansatz können Sie Sicherheitslücken in Ihren Systemen frühzeitig erkennen und absichern, bevor sie für einen Angriff genutzt werden können. Unsere Schwachstellenmanagementlösung sucht Ihr System automatisch nach kritischen Punkten ab und erstattet Ihnen regelmäßig Bericht. Beim Penetration Testing versucht ein menschlicher Tester in Ihr System einzudringen, um Ihnen die finale Gewissheit über die Angriffsfläche Ihrer Systeme zu verschaffen. 

Auch sollten Sie es sich zur Gewohnheit machen, durch regelmäßige Schulungen zum Thema Cybersecurity auf dem neuesten Stand zu bleiben und einen regen Austausch mit anderen NIS2 Unternehmen zu etablieren. Nur so führt NIS2 am effizientesten zu einem nachhaltig erhöhten Cybersicherheitsniveau in Europa.

Kontakt Kostenlos testen Hier kaufen Zurück zur Übersicht

IT-Sicherheitsteams müssen nicht unbedingt wissen, was CSAF ist, aber andererseits kann die Kenntnis dessen, was „unter der Haube“ einer Schwachstellenmanagement-Plattform passiert, einen Kontext dafür liefern, wie sich das Schwachstellenmanagement der nächsten Generation entwickelt und welche Vorteile ein automatisiertes Schwachstellenmanagement hat. In diesem Artikel geben wir eine Einführung in CSAF 2.0, was es ist und wie es das Schwachstellenmanagement in Unternehmen verbessern soll.

Die Greenbone AG ist offizieller Partner des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bei der Integration von Technologien, die den CSAF 2.0 Standard für automatisierte Cybersecurity Advisories nutzen.

Was ist CSAF?

Das Common Security Advisory Framework (CSAF) 2.0 ist ein standardisiertes, maschinenlesbares Format für Hinweise auf Sicherheitslücken. CSAF 2.0 ermöglicht es der vorgelagerten Cybersecurity Intelligence Community, einschließlich Software- und Hardware-Anbietern, Regierungen und unabhängigen Forschern, Informationen über Schwachstellen bereitzustellen. Nachgelagert ermöglicht CSAF den Nutzern von Schwachstelleninformationen, Sicherheitshinweise von einer dezentralen Gruppe von Anbietern zu sammeln und die Risikobewertung mit zuverlässigeren Informationen und weniger Ressourcenaufwand zu automatisieren.

Durch die Bereitstellung eines standardisierten, maschinenlesbaren Formats stellt CSAF eine Entwicklung hin zu einem automatisierten Schwachstellenmanagement der nächsten Generation dar, das die Belastung der IT-Sicherheitsteams, die mit einer ständig wachsenden Zahl von CVE-Enthüllungen konfrontiert sind, verringern und die risikobasierte Entscheidungsfindung angesichts eines Ad-hoc-Ansatzes beim Austausch von Schwachstelleninformationen verbessern kann.

CSAF 2.0 ist der Nachfolger des Common Vulnerability Reporting Framework (CVRF) v1.2 und erweitert die Möglichkeiten seines Vorgängers, um mehr Flexibilität zu bieten.

Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:

  • CSAF ist ein internationaler offener Standard für maschinenlesbare Dokumente mit Hinweisen auf Schwachstellen, der die Markup-Sprache JSON verwendet.
  • Die CSAF-Aggregation ist ein dezentralisiertes Modell zur Verteilung von Schwachstelleninformationen.
  • CSAF 2.0 wurde entwickelt, um ein automatisiertes Schwachstellenmanagement der nächsten Generation in Unternehmen zu ermöglichen.

Der traditionelle Prozess des Schwachstellenmanagements

Der traditionelle Prozess der Schwachstellenverwaltung ist für große Unternehmen mit komplexen IT-Umgebungen ein schwieriger Prozess. Die Anzahl der CVEs, die in jedem Patch-Zyklus veröffentlicht werden, steigt in einem unkontrollierbaren Tempo [1][2]. Bei einem herkömmlichen Schwachstellenmanagementprozess sammeln IT-Sicherheitsteams Schwachstelleninformationen manuell über Internetrecherchen. Auf diese Weise ist der Prozess mit einem hohen manuellen Aufwand für das Sammeln, Analysieren und Organisieren von Informationen aus einer Vielzahl von Quellen und Ad-hoc-Dokumenten Formaten verbunden.

Zu diesen Quellen gehören in der Regel:

  • Datenbanken zur Verfolgung von Schwachstellen wie NIST NVD
  • Sicherheitshinweise der Produktanbieter
  • Nationale und internationale CERT-Beratungen
  • Bewertungen der CVE-Nummerierungsbehörde (CNA)
  • Unabhängige Sicherheitsforschung
  • Plattformen für Sicherheitsinformationen
  • Code-Datenbanken ausnutzen

Das letztendliche Ziel, eine fundierte Risikobewertung durchzuführen, kann während dieses Prozesses auf verschiedene Weise vereitelt werden. Empfehlungen, selbst die des Produktanbieters, sind oft unvollständig und werden in einer Vielzahl nicht standardisierter Formate geliefert. Dieser Mangel an Kohärenz erschwert eine datengestützte Entscheidungsfindung und erhöht die Fehlerwahrscheinlichkeit.

Lassen Sie uns kurz die bestehende Informationspipeline für Schwachstellen sowohl aus der Sicht der Ersteller als auch der Verbraucher betrachten:

Der Prozess der Offenlegung von Schwachstellen

Die in der National Vulnerability Database (NVD) des NIST (National Institute of Standards and Technology) veröffentlichten CVE-Datensätze (Common Vulnerability and Exposure) stellen das weltweit zentralste globale Repository für Schwachstelleninformationen dar. Im Folgenden finden Sie einen Überblick darüber, wie der Prozess der Offenlegung von Schwachstellen funktioniert:

  1. Produktanbieter werden durch ihre eigenen Sicherheitstests oder durch unabhängige Sicherheitsforscher auf eine Sicherheitslücke aufmerksam und setzen damit eine interne Richtlinie zur Offenlegung von Sicherheitslücken in Gang. In anderen Fällen können unabhängige Sicherheitsforscher direkt mit einer CVE Numbering Authority (CNA) zusammenarbeiten, um die Schwachstelle ohne vorherige Rücksprache mit dem Produktanbieter zu veröffentlichen.
  2. Schwachstellen-Aggregatoren wie NIST NVD und nationale CERTs erstellen eindeutige Tracking-IDs (z. B. eine CVE-ID) und fügen die gemeldete Schwachstelle einer zentralen Datenbank hinzu, in der Produktanwender und Schwachstellenmanagement-Plattformen wie Greenbone die Fortschritte verfolgen können.
  3. Verschiedene Interessengruppen wie der Produkthersteller, NIST NVD und unabhängige Forscher veröffentlichen Hinweise, die Informationen zu Abhilfemaßnahmen, voraussichtliche Termine für offizielle Patches, eine Liste der betroffenen Produkte, CVSS-Auswirkungsbewertungen und Schweregrade, Common Platform Enumeration (CPE) oder Common Weakness Enumeration (CWE) enthalten können, aber nicht müssen.
  4. Andere Anbieter von Informationen über Cyber-Bedrohungen, wie z. B. Known Exploited Vulnerabilities (KEV) von CISA und Exploit Prediction Scoring System (EPSS) von First.org, liefern zusätzlichen Risikokontext.

Der Prozess des Schwachstellenmanagements

Die Produktanwender sind für die Aufnahme von Schwachstelleninformationen und deren Anwendung verantwortlich, um das Risiko einer Ausnutzung zu mindern. Hier ein Überblick über den traditionellen Prozess des Schwachstellenmanagements in Unternehmen:

  1. Produktanwender müssen CVE-Datenbanken manuell durchsuchen und die Sicherheitshinweise überwachen, die ihre Software- und Hardware-Assets betreffen, oder eine Schwachstellenmanagement-Plattform wie Greenbone nutzen, die automatisch die verfügbaren Ad-hoc-Bedrohungshinweise zusammenfasst.
  2. Die Produktnutzer müssen die verfügbaren Informationen mit ihrem IT-Bestand abgleichen. Dies beinhaltet in der Regel die Pflege eines Bestandsverzeichnisses und die Durchführung eines manuellen Abgleichs oder die Verwendung eines Produkts zum Scannen von Schwachstellen, um den Prozess der Erstellung eines Bestandsverzeichnisses und der Durchführung von Schwachstellentests zu automatisieren.
  3. Die IT-Sicherheitsteams ordnen die entdeckten Schwachstellen nach dem kontextbezogenen Risiko für kritische IT-Systeme, Geschäftsabläufe und in einigen Fällen für die öffentliche Sicherheit.
  4. Die Ausbesserungen werden entsprechend der endgültigen Risikobewertung und den verfügbaren Ressourcen zugewiesen.

Was ist falsch am traditionellen Schwachstellenmanagement?

Herkömmliche oder manuelle Verfahren zur Verwaltung von Schwachstellen sind in der Praxis komplex und nicht effizient. Abgesehen von den operativen Schwierigkeiten bei der Implementierung von Software-Patches behindert der Mangel an zugänglichen und zuverlässigen Informationen die Bemühungen um eine wirksame Sichtung und Behebung von Schwachstellen. Die alleinige Verwendung von CVSS zur Risikobewertung wurde ebenfalls kritisiert [1][2], da es an ausreichendem Kontext für eine solide risikobasierte Entscheidungsfindung mangelt. Obwohl Plattformen zur Verwaltung von Schwachstellen wie z. B. Greenbone die Belastung der IT-Sicherheitsteams erheblich verringern, ist der Gesamtprozess immer noch häufig von geplagt von einer zeitaufwändigen manuellen Zusammenstellung von Ad-hoc-Hinweisen auf Schwachstellen, die unvollständige Informationen zur Folge haben kann.

Vor allem angesichts der ständig wachsenden Zahl von Schwachstellen besteht die Gefahr, dass die Zusammenstellung von Ad-hoc-Sicherheitsinformationen zu langsam ist und zu mehr menschlichen Fehlern führt, wodurch die Zeit für die Aufdeckung von Schwachstellen verlängert und die risikobasierte Priorisierung von Schwachstellen erschwert wird.

Fehlende Standardisierung führt zu Ad-hoc-Intelligenz

Dem derzeitigen Verfahren zur Offenlegung von Schwachstellen fehlt eine formale Methode zur Unterscheidung zwischen zuverlässigen Informationen von Anbietern und Informationen, die von beliebigen unabhängigen Sicherheitsforschern wie den Partner-CNAs bereitgestellt werden. Tatsächlich wirbt die offizielle CVE-Website selbst für die niedrigen Anforderungen, die für eine CNA-Mitgliedschaft gelten. Dies führt dazu, dass eine große Anzahl von CVEs ohne detaillierten Kontext herausgegeben wird, was eine umfangreiche manuelle Anreicherung im nachgelagerten Bereich erzwingt.

Welche Informationen aufgenommen werden, liegt im Ermessen des CNA, und es gibt keine Möglichkeit, die Zuverlässigkeit der Informationen zu klassifizieren. Ein einfaches Beispiel für dieses Problem ist, dass die betroffenen Produkte in einem Ad-hoc-Hinweis oft mit einer Vielzahl von Deskriptoren angegeben werden, die manuell interpretiert werden müssen. Zum Beispiel:

  • Version 8.0.0 – 8.0.1
  • Version 8.1.5 und höher
  • Version <= 8.1.5
  • Versionen vor 8.1.5
  • Alle Versionen < V8.1.5
  • 0, V8.1, V8.1.1, V8.1.2, V8.1.3, V8.1.4, V8.1.5

Skalierbarkeit

Da Anbieter, Prüfer (CNAs) und Aggregatoren verschiedene Verteilungsmethoden und Formate für ihre Hinweise verwenden, wird die Herausforderung der effizienten Verfolgung und Verwaltung von Schwachstellen operativ komplex und schwer zu skalieren. Darüber hinaus verschlimmert die zunehmende Offenlegung von Schwachstellen die manuellen Prozesse, überfordert die Sicherheitsteams und erhöht das Risiko von Fehlern oder Verzögerungen bei den Abhilfemaßnahmen.

Schwierige Bewertung des Risikokontextes

NIST SP 800-40r4 „Guide to Enterprise Patch Management Planning“ Abschnitt 3 empfiehlt die Anwendung von Schwachstellen-Metriken auf Unternehmensebene. Da das Risiko letztlich vom Kontext jeder Schwachstelle abhängt – Faktoren wie betroffene Systeme, potenzielle Auswirkungen und Ausnutzbarkeit -, stellt die derzeitige Umgebung mit Ad-hoc-Sicherheitsinformationen ein erhebliches Hindernis für ein solides risikobasiertes Schwachstellenmanagement dar.

Wie löst CSAF 2.0 diese Probleme?

Bei den CSAF-Dokumenten handelt es sich um wichtige Hinweise zu Cyber-Bedrohungen, mit denen die Lieferkette für Schwachstelleninformationen optimiert werden kann. Anstatt Ad-hoc-Schwachstellendaten manuell zu sammeln, können Produktanwender maschinenlesbare CSAF-Hinweise aus vertrauenswürdigen Quellen automatisch in einem Advisory Management System zusammenführen, das die Kernfunktionen des Schwachstellenmanagements wie Asset-Matching und Risikobewertung kombiniert. Auf diese Weise zielt die Automatisierung von Sicherheitsinhalten mit CSAF darauf ab, die Herausforderungen des traditionellen Schwachstellenmanagements durch die Bereitstellung zuverlässigerer und effizienterer Sicherheitsinformationen zu bewältigen und das Potenzial für das Schwachstellenmanagement der nächsten Generation zu schaffen.

CSAF 2.0 löst die Probleme des traditionellen Schwachstellenmanagements auf folgende Weise:

Zuverlässigere Sicherheitsinformationen

CSAF 2.0 behebt das Problem der Ad-hoc-Sicherheitsinformationen, indem es mehrere Aspekte der Offenlegung von Sicherheitslücken standardisiert. So erlauben die Felder zur Angabe der betroffenen Version standardisierte Daten wie Version Range Specifier (vers), Common Platform Enumeration (CPE), Paket-URL-Spezifikation, CycloneDX SBOM sowie den allgemeinen Produktnamen, die Seriennummer, die Modellnummer, die SKU oder den File-Hash zur Identifizierung betroffener Produktversionen.

Neben der Standardisierung von Produktversionen unterstützt CSAF 2.0 auch den Austausch von Schwachstellen (Vulnerability Exploitability eXchange, VEX), mit dem Produkthersteller, vertrauenswürdige CSAF-Anbieter oder unabhängige Sicherheitsforscher explizit den Status der Produktbehebung angeben können. VEX liefert Produktanwendern Empfehlungen für Abhilfemaßnahmen.

Die expliziten VEX-Status-Deklarationen sind:

  • Nicht betroffen: Es sind keine Abhilfemaßnahmen bezüglich einer Schwachstelle erforderlich.
  • Betroffen: Es werden Maßnahmen empfohlen, um eine Schwachstelle zu beheben oder zu beseitigen.
  • Behoben: Bedeutet, dass diese Produktversionen einen Fix für eine Sicherheitslücke enthalten.
  • Wird untersucht: Es ist noch nicht bekannt, ob diese Produktversionen von einer Sicherheitslücke betroffen sind. Ein Update wird in einer späteren Version zur Verfügung gestellt.

Effektivere Nutzung von Ressourcen

CSAF ermöglicht mehrere vor- und nachgelagerte Optimierungen des traditionellen Schwachstellenmanagement-Prozesses. Die OASIS CSAF 2.0-Dokumentation enthält Beschreibungen mehrerer Konformitätsziele, die es Cybersecurity-Administratoren ermöglichen, ihre Sicherheitsabläufe zu automatisieren und so ihre Ressourcen effizienter zu nutzen.

Hier sind einige Zielvorgaben für die Einhaltung der Vorschriften, auf die im CSAF 2.0 die eine effektivere Nutzung von Ressourcen über den traditionellen Prozess des Schwachstellenmanagements hinaus unterstützen:

  • Advisory Management System: Ein Softwaresystem, das Daten verarbeitet und CSAF-2.0-konforme Beratungsdokumente erstellt. Es ermöglicht den CSAF-Produktionsteams, die Qualität der zu einem bestimmten Zeitpunkt eingehenden Daten zu bewerten, sie zu überprüfen, zu konvertieren und als gültige CSAF-2.0-Sicherheitshinweise zu veröffentlichen. Auf diese Weise können CSAF-Produzenten die Effizienz ihrer Informationspipeline optimieren und gleichzeitig sicherstellen, dass korrekte Hinweise veröffentlicht werden.
  • CSAF Management System: Ein Programm, das CSAF-Dokumente verwalten kann und in der Lage ist, deren Details gemäß den Anforderungen des CSAF-Viewers anzuzeigen. Auf der grundlegendsten Ebene ermöglicht dies sowohl den vorgelagerten Produzenten als auch den nachgelagerten Konsumenten von Sicherheitshinweisen, deren Inhalt in einem für Menschen lesbaren Format zu betrachten.
  • CSAF Asset Matching System / SBOM Matching System: Ein Programm, das mit einer Datenbank von IT-Assets, einschließlich Software Bill of Materials (SBOM), integriert wird und Assets mit allen CSAF-Hinweisen abgleichen kann. Ein Asset-Matching-System dient dazu, einem Unternehmen, das CSAF nutzt, Einblick in seine IT-Infrastruktur zu verschaffen, festzustellen, wo anfällige Produkte vorhanden sind, und optimale Informationen zur automatischen Risikobewertung und -behebung zu liefern.
  • Technisches System: Eine Softwareanalyse-Umgebung, in der Analysewerkzeuge ausgeführt werden. Ein Engineering-System kann ein Build-System, ein Versionskontrollsystem, ein Ergebnisverwaltungssystem, ein Fehlerverfolgungssystem, ein Testausführungssystem usw. umfassen.

Dezentralisierte Cybersicherheitsinformationen

Der kürzlich verkündete Ausfall des CVE-Anreicherungsprozesses der NIST National Vulnerability Database (NVD) zeigt, wie riskant es sein kann, sich auf eine einzige Quelle für Schwachstelleninformationen zu verlassen. CSAF ist dezentralisiert und ermöglicht es nachgelagerten Nutzern von Schwachstellen, Informationen aus einer Vielzahl von Quellen zu beziehen und zu integrieren. Dieses dezentralisierte Modell des Informationsaustauschs ist widerstandsfähiger gegen den Ausfall eines Informationsanbieters, während die Last der Anreicherung von Schwachstellen effektiver auf eine größere Anzahl von Beteiligten verteilt wird.

Anbieter von IT-Produkten für Unternehmen wie RedHat und Cisco haben bereits ihre eigenen CSAF- und VEX-Feeds erstellt, während staatliche Cybersicherheitsbehörden und nationale CERT-Programme wie das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und die US-amerikanische Cybersecurity & Infrastructure Security Agency (CISA) ebenfalls CSAF-2.0-Austauschfunktionen entwickelt haben. 

Das dezentralisierte Modell ermöglicht es auch, dass sich mehrere Interessengruppen zu einer bestimmten Schwachstelle äußern, so dass die nachgeschalteten Verbraucher mehr Informationen über eine Schwachstelle erhalten. Mit anderen Worten: Eine Informationslücke in einem Gutachten kann von einem alternativen Hersteller geschlossen werden, der die genaueste Bewertung oder spezialisierte Analyse liefert.

Verbesserte Risikobewertung und Priorisierung von Schwachstellen

Insgesamt tragen die Vorteile des CSAF 2.0 zu einer genaueren und effizienteren Risikobewertung, Priorisierung und Abhilfemaßnahmen bei. Produktanbieter können direkt verlässliche VEX-Hinweise veröffentlichen, die Entscheidungsträgern im Bereich Cybersicherheit zeitnahe und vertrauenswürdige Informationen zu Abhilfemaßnahmen liefern. Außerdem dient das aggregierte Schweregradobjekt (aggregate_severity) in CSAF 2.0 als Vehikel, um verlässliche Dringlichkeits- und Kritikalitätsinformationen für eine Gruppe von Schwachstellen zu übermitteln, was eine einheitlichere Risikoanalyse und eine datengesteuerte Priorisierung von Abhilfemaßnahmen ermöglicht und die Expositionszeit kritischer Schwachstellen verkürzt.

Zusammenfassung

Herkömmliche Verfahren zum Management von Schwachstellen leiden unter mangelnder Standardisierung, was zu Problemen bei der Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit führt und die Bewertung des Risikokontexts sowie die Fehlerwahrscheinlichkeit erschwert.

Das Common Security Advisory Framework (CSAF) 2.0 zielt darauf ab, den bestehenden Prozess des Schwachstellenmanagements zu revolutionieren, indem es eine zuverlässigere, automatisierte Sammlung von Schwachstelleninformationen ermöglicht. Durch die Bereitstellung eines standardisierten, maschinenlesbaren Formats für den Austausch von Schwachstelleninformationen im Bereich der Cybersicherheit und die Dezentralisierung ihrer Quelle versetzt CSAF 2.0 Organisationen in die Lage, zuverlässigere Sicherheitsinformationen zu nutzen, um ein genaueres, effizienteres und konsistenteres Schwachstellenmanagement zu erreichen.

Die Greenbone AG ist offizieller Partner des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bei der Integration von Technologien, die den CSAF 2.0 Standard für automatisierte Cybersecurity Advisories nutzen.

Kontakt Kostenlos testen Hier kaufen Zurück zur Übersicht

Die Kryptographie mit öffentlichen Schlüsseln bildet die Grundlage für die Sicherheit von Unternehmensnetzwerken. Daher ist die Sicherung der Vertraulichkeit privater Schlüssel eine der wichtigsten Herausforderungen für die IT-Sicherheit, um unbefugten Zugriff zu verhindern und die Vertraulichkeit von Daten zu wahren. Während sich Quantum Safe Cryptography (QSC) als ein wichtiges Thema für die Zukunft herauskristallisiert hat, sind die jüngsten kritischen Schwachstellen wie CVE-2024-3094 (CVSS 10) in XZ Utils und die kürzlich bekannt gewordene CVE-2024-31497 (CVSS 8.8) in PuTTY hier und jetzt – reale und aktuelle Gefahren.

Glücklicherweise wurde die Sicherheitslücke in XZ Utils vor der weit verbreiteten Bereitstellung in den stabilen Linux-Versionszweigen entdeckt. Im Vergleich dazu stellt CVE-2024-31497 in PuTTY jedoch eine viel größere Bedrohung dar als die oben erwähnte Sicherheitslücke in XZ Utils, obwohl sie einen niedrigeren CVSS-Wert aufweist. Schauen wir uns die Details an, um zu verstehen, warum das so ist, und überprüfen wir die Fähigkeiten von Greenbone, bekannte kryptografische Schwachstellen zu erkennen.

Public-Key-Authentifizierung

Die Public-Key-Infrastruktur (PKI) ist grundlegend für eine Vielzahl von digitalen Vertrauensdiensten wie Internet- und Unternehmens-LAN-Authentifizierung, Autorisierung, Datenschutz und Anwendungssicherheit. Für die Public-Key-Authentifizierung benötigen sowohl der Client als auch der Server jeweils ein Paar miteinander verbundener kryptografischer Schlüssel: einen privaten und einen öffentlichen Schlüssel. Die öffentlichen Schlüssel werden zwischen den beiden verbindenden Parteien offen ausgetauscht, während die privaten Schlüssel verwendet werden, um zwischen ihnen gesendete Nachrichten digital zu signieren, und die zugehörigen öffentlichen Schlüssel werden zur Entschlüsselung dieser Nachrichten verwendet. Auf diese Weise verifiziert jede Partei grundsätzlich die Identität der anderen, und es wird ein einziger symmetrischer Schlüssel für eine kontinuierliche verschlüsselte Kommunikation mit optimaler Verbindungsgeschwindigkeit vereinbart.

Im Client-Server-Modell der Kommunikation kann sich ein Angreifer, wenn der private Schlüssel des Clients kompromittiert wird, potenziell bei allen Ressourcen authentifizieren, die ihn anerkennen. Wenn der private Schlüssel des Servers kompromittiert ist, kann ein Angreifer die Identität des Servers fälschen und Adversary-in-the-Middle (AitM) durchführen.

CVE-2024-31497 betrifft alle Versionen von PuTTY

CVE-2024-31497 im beliebten Windows-SSH-Client PuTTY ermöglicht es einem Angreifer, den geheimen NIST P-521-Schlüssel eines Clients wiederherzustellen, indem er aufgrund einer verzerrten ECDSA-Nonce-Generierung (Zufallszahlen-Generierung via Elliptic Curve Digital Signature Algorithm) etwa 60 digitale Signaturen erfasst und analysiert. Laut NIST SP-800-186 (2023) gehören NIST ECDSA P-521-Schlüssel nach wie vor zu den Schlüsseln mit der höchsten kryptografischen Widerstandsfähigkeit und werden für die Verwendung in verschiedenen Anwendungen empfohlen, darunter SSL/TLS- und Secure Shell (SSH)-Anwendungen. Eine Schwachstelle in der Implementierung der ECDSA P-521-Authentifizierung in einer Anwendung ist also ein ernsthafter Nachteil für IT-Teams, die ansonsten entsprechend starke Verschlüsselungsstandards eingesetzt haben.

Im Fall von CVE-2024-31497 sind die digitalen Signaturen des Clients Gegenstand von Kryptoanalyse-Angriffen, die den privaten Schlüssel aufdecken können. Während die Entwicklung eines Exploits für CVE-2024-31497 ein hochqualifiziertes Unterfangen ist, das erfahrene Kryptographen und Computeringenieure erfordert, wurde ein PoC-Code (Proof of Concept) öffentlich veröffentlicht, was auf ein hohes Risiko hinweist, dass CVE-2024-31497 in naher Zukunft selbst von wenig qualifizierten Angreifern aktiv ausgenutzt werden kann.

Angreifer könnten die Signaturen eines Opfers abfangen, indem sie den Netzwerkverkehr überwachen, aber die Signaturen könnten bereits öffentlich verfügbar sein, wenn PuTTY zum Signieren von Commits öffentlicher GitHub-Repositories mit NIST ECDSA P-521-Schlüsseln verwendet wurde. Mit anderen Worten: Angreifer können möglicherweise genügend Informationen finden, um einen privaten Schlüssel aus öffentlich zugänglichen Daten zu kompromittieren und so Supply-Chain-Angriffe auf die Software eines Opfers zu ermöglichen.

CVE-2024-31497 betrifft alle Versionen von PuTTY nach 0.68 (Anfang 2017) und vor 0.81 sowie FileZilla vor 3.67.0, WinSCP vor 6.3.3, TortoiseGit vor 2.15.0.1 und TortoiseSVN bis 1.14.6 sowie möglicherweise weitere Produkte.

Greenbone ist in der Lage, die verschiedenen anfälligen Versionen von PuTTY mit mehreren Vulnerability Tests (VTs) zu erkennen. Greenbone kann Windows-Registrierungsschlüssel identifizieren, die darauf hinweisen, dass eine anfällige Version von PuTTY auf einem Scan-Ziel vorhanden ist. Darüber hinaus bietet Greenbone zusätzliche Tests für PuTTY für Linux [1][2][3], FileZilla [4][5] sowie Versionen von Citrix Hypervisor/ XenServer, die anfällig für CVE-2024-31497 sind.

Greenbone schützt vor bekannten Verschlüsselungsfehlern

Verschlüsselungsfehler können durch die Verwendung schwacher kryptografischer Algorithmen, Fehlkonfigurationen und fehlerhafte Implementierungen eines ansonsten starken Verschlüsselungsalgorithmus verursacht werden, wie im Fall von CVE-2024-31497. Greenbone enthält über 6.500 separate Network Vulnerability Tests (NVTs) und Local Security Checks (LSCs), die alle Arten von kryptografischen Schwachstellen identifizieren können. Einige Beispiele für kryptografische Schwachstellen, die Greebone erkennen kann, sind:

  • Anwendungsspezifische Schwachstellen: Greenbone ist in der Lage, über 6500 betriebssystem- und anwendungsspezifische Verschlüsselungsschwachstellen zu erkennen, für die CVEs veröffentlicht worden sind.
  • Fehlende Verschlüsselung: Unverschlüsselte Fernauthentifizierung oder andere Datenübertragungen und sogar unverschlüsselte lokale Dienste stellen ein erhebliches Risiko für sensible Daten dar, wenn Angreifer eine vorteilhafte Position erlangt haben, z. B. die Möglichkeit, den Netzwerkverkehr zu überwachen.
  • Unterstützung für schwache Verschlüsselungsalgorithmen: Schwache Verschlüsselungsalgorithmen oder Chiffriersuiten bieten keinen sicheren Schutz vor Kryptoanalyse-Angriffen mehr. Wenn sie verwendet werden, ist die Kommunikation einem höheren Risiko des Datendiebstahls ausgesetzt und ein Angreifer kann die Kommunikation fälschen, um beliebige Befehle auf dem System eines Opfers auszuführen. Greenbone enthält mehr als 1000 NVTs zur Erkennung von Remote-Diensten, die schwache Verschlüsselungsalgorithmen verwenden.
  • Nicht-konforme TLS-Einstellungen und HTTPS-Sicherheits-Header: Greenbone verfügt über NVTs, die erkennen, wenn HTTP Strict Transport Security (HSTS) nicht konfiguriert ist, und die TLS-Richtlinie des Webservers überprüfen.

Zusammenfassung

Die SSH-Authentifizierung mit öffentlichen Schlüsseln gilt weithin als eines der sichersten – wenn nicht sogar als das sicherste – Fernzugriffsprotokoll, aber zwei aktuelle Schwachstellen haben diesen kritischen Dienst ins Rampenlicht gerückt. CVE-2024-3094, ein Trojaner, der in XZ Utils eingeschleust wurde, fand seinen Weg in einige experimentelle Linux-Repositories, bevor er entdeckt wurde, und CVE-2024-31497 in PuTTY ermöglicht einen kryptographischen Angriff, um den privaten Schlüssel eines Clients zu extrahieren, wenn ein Angreifer etwa 60 digitale Signaturen erhalten kann.

Greenbone kann aufkommende Bedrohungen für die Verschlüsselung wie CVE-2024-31497 erkennen und enthält über 6.500 weitere Schwachstellentests, um eine Reihe von Verschlüsselungsschwachstellen zu identifizieren.


Kontakt Kostenlos testen Hier kaufen Zurück zur Übersicht

Wie verändert Künstliche Intelligenz (KI) die Cybersicherheitslandschaft? Wird die Cyberwelt durch KI sicherer oder unsicherer? Diesen Fragen durfte ich auf der Panel-Diskussion während der „Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit 2024“ zusammen mit Prof. Dr. Sandra Wachter, Dr. Kim Nguyen, Dr. Sven Herpig nachgehen. Hält KI heute, was sie verspricht? Und wie sieht die Zukunft mit KI aus?

Vier Expert:innen diskutieren auf einem Panel der Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit 2024 am Hasso-Plattner-Institut über Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz in der Cybersicherheit.

Cybersecurity ist für viele Unternehmen und Institutionen schon schwierig genug. Wird es für sie durch das Hinzukommen von Künstlicher Intelligenz (KI) jetzt noch gefährlicher oder hilft KI eher, die IT-Systeme besser zu schützen? Was wissen wir? Und welche Risiken betrachten wir hier? Wirtschaftliche Chancen und gesellschaftliche Risiken stehen sowohl durch die allgemeine öffentliche Aufmerksamkeit als das auch durch die aktuell geplante Gesetzgebung im Fokus. Im EU-Gesetz zur künstlichen Intelligenz finden viele Hoffnungen und Ängste, die mit KI verbunden sind, Ausdruck.

Hoffnungen und Ängste

Wir hoffen, dass viele bisher ungelöste technische Herausforderungen bewältigt werden können. Geschäfts- und Produktionsprozesse sollen beschleunigt werden und Maschinen sollen immer komplexere Aufgaben autonom bewältigen. Auch im militärischen Bereich kann KI einen einzigartigen Schutz bieten, der viele Menschenleben rettet, wie zum Beispiel in Form KI-gestützter Abwehrsysteme wie den Iron Dome.

Auf der anderen, der Schattenseite von KI stehen Bedrohungen wie Massenmanipulation durch Deepfakes, raffinierte Phishing Attacken oder schlicht die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen, die mit jeder technischen Innovation einhergeht. Immer mehr Chatbots ersetzen Servicemitarbeiter, Bildgeneratoren Fotografen und Grafikerinnen, Textgeneratoren Journalistinnen und Autoren, generierte Musik ersetzt Musikerinnen und Komponisten. In fast jedem Berufstand geht die Angst um, über kurz oder lang selbst betroffen zu sein. Das gilt sogar im IT-Bereich, in dem eine reiche Job-Wahl bisher als sicher wahrgenommen wurde. Diese Ängste sind oft sehr berechtigt, manchmal aber auch nicht.

Im Bereich der Cybersicherheit ist allerdings noch nicht abzusehen, inwiefern eine autonome KI mehr Sicherheit schaffen und die dringend benötigten Sicherheitsexperten, oder vorhandene Lösungen ersetzen kann. Das gilt sowohl auf Seiten der Angreifer wie auch der Verteidiger. Natürlich bleibt dabei jedoch die unfaire Aufgabenverteilung bestehen: Während die Verteidiger möglichst jede Sicherheitslücke schließen wollen (und müssen), reicht den Angreifenden eine einzige Schwachstelle für einen erfolgreichen Angriff aus. Zum Glück können Verteidigende auf Tools und Mechanismen zurückgreifen, die viel Arbeit automatisieren, auch heute schon. Ohne diese Automation sind die Verteidiger verloren. KI hilft da leider aber noch nicht gut genug. Das zeigen die immer größeren Schäden, die auch durch ganz konventionelle Cyberangriffe entstehen, wo es doch angeblich schon jede Menge KI zur Verteidigung gibt. Auf der anderen Seite steht die Annahme, dass Angreifende durch KI immer mächtiger und bedrohlicher werden.

Für mehr Cybersicherheit müssen wir also näher hinsehen. Wir brauchen einen klareren Blick auf die Fakten.

Wo stehen wir heute?

Tatsächlich wissen wir bisher über von Künstlicher Intelligenz erzeugte technische Cyberangriffe nichts. Es gibt derzeit keine relevanten, nachprüfbaren Fälle, sondern nur theoretische konstruierte Szenarien. Das kann sich vielleicht ändern, aber Stand heute ist es so. Wir kennen keine KI, die derzeit hinreichend anspruchsvolle Angriffe generieren könnte. Was wir wissen, ist, dass Phishing sich sehr einfach mit generativen Sprachmodellen umsetzen lässt und dass uns diese Spam- und Phishing-Mails zumindest anekdotisch geschickter erscheinen. Ob dadurch ein größerer Schaden entsteht als die sowieso schon erheblichen Schäden, ist dagegen nicht bekannt. Es ist heute schon schrecklich genug, auch ganz ohne KI. Wir wissen jedoch, dass Phishing immer nur den ersten Schritt darstellt, um an eine Schwachstelle heranzukommen.

Greenbone-Vorstand Elmar Geese spricht auf der Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit 2024 am Hasso-Plattner-Institut über Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz in der Cybersicherheit.

Greenbone Vorstand Elmar Geese auf der Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit am Hasso-Plattner-Institut (HPI), Foto: Nicole Krüger

Wie können wir uns schützen?

Die gute Nachricht ist: Eine ausgenutzte Schwachstelle kann fast immer vorher gefunden und behoben werden. Dann liefe auch der beste, mit generativer KI erzeugte Angriff ins Leere. Und so muss es auch gemacht werden. Denn, ob mich heute ein ganz konventioneller Angriff und übermorgen eine KI in meinem Netzwerk bedroht, es wird immer eine Schwachstelle in der Software oder in der Sicherheitskonfiguration erforderlich sein, damit ein Angriff gelingt. Den besten Schutz bieten dann zwei Strategien: zum einen, vorbereitet zu sein auf den Fall der Fälle, wie zum Beispiel durch Backups zusammen mit der Fähigkeit, dadurch Systeme zeitnah wiederherzustellen. Zum anderen, jeden Tag selbst die Lücken zu suchen und sie zu schließen, bevor sie ausgenutzt werden können. Einfache Daumenregel: jede Lücke, die es gibt, kann ausgenutzt werden und wird es auch.

Rolle und Eigenarten der KI

Die KI-Systeme sind dabei selbst sehr gute Angriffsziele. Ähnlich wie das Internet sind sie nicht mit einem „Security by Design“-Gedanken entworfen worden. KI-Systeme sind eben auch nur Soft- und Hardware, genau wie jedes andere Angriffsziel. Nur im Gegensatz zu KI-Systemen können konventionelle IT-Systeme, deren Funktionsweise bei hinreichendem Aufwand mehr oder weniger hinreichend nachvollzogen werden kann, mit chirurgischen Eingriffen vergleichbar, repariert werden. Sie können „gepatcht“ werden. Das funktioniert mit KI nicht. Wenn ein Sprachmodell nicht weiterweiß, produziert es keine Status- oder gar Fehlermeldung, es „halluziniert“. Halluzinieren ist allerdings nur ein vornehmer Ausdruck für lügen, raten, irgendwas erfinden oder komische Sachen machen. Ein solcher Irrtum kann nicht gepatcht werden, sondern setzt beispielweise ein neues Trainieren des Systems voraus, ohne dass man dabei die Fehlerursache deutlich erkennen kann.

Wenn es sehr offensichtlich ist und eine KI etwa Hunde für Fische hält, ist es einfach, den Fehler zumindest wahrzunehmen. Wenn es aber eine Wahrscheinlichkeit benennen soll, ob es beispielsweise auf einem Röntgenbild eine gefährliche oder harmlose Anomalie entdeckt hat, wird es schwieriger. Es kommt gar nicht selten vor, dass KI-Produkte eingestellt werden, weil der Fehler nicht behoben werden kann. Ein prominentes erstes Beispiel war Tay, ein von Microsoft zweimal erfolglos gelaunchter Chatbot, der bei zweiten Mal noch schneller eingestellt wurde als beim ersten Mal.

Was wir daraus lernen können: die Latte tiefer legen, uns auf triviale KI-Funktionen zurückziehen, dann läuft‘s. Deswegen werden viele KI-Anwendungen, die heute auf dem Markt kommen, auch Bestand haben. Es sind nützliche Helferlein, die Prozesse beschleunigen und Komfort liefern. Vielleicht können sie bald auch richtig gut und sicher Autofahren. Vielleicht auch nicht.

Zukunft mit KI

Viele KI-Anwendungen beeindrucken heute anekdotisch. Für den Einsatz in kritischen Feldern können sie jedoch nur mit sehr hohem Aufwand und einer großen Spezialisierung geschaffen werden. Nur deswegen funktioniert der Iron Dome, weil in ihm deutlich mehr als zehn Jahre Entwicklungsarbeit stecken. So erkennt er heute Raketen mit einer Wahrscheinlichkeit von 99% und kann sie – und nicht versehentlich zivile Objekte – abschießen, bevor sie Schaden anrichten. Aus diesem Grund wird KI meist zur Unterstützung bestehender Systeme eingesetzt und nicht autonom. Selbst wenn sie, wie es die Werbung verspricht, Mails besser formulieren können, als wir es selbst können oder wollen, möchte heute niemand die eigenen Mails, Chat-Postfächer und weitere Kommunikationskanäle einer KI übergeben, die sich um die Korrespondenz kümmert und uns nur über wichtige Angelegenheiten mit Zusammenfassungen informiert.

Ob das in naher Zukunft kommt? Eher nicht. Ob es irgendwann so weit ist? Wir wissen es nicht. Wenn es dann vielleicht einmal so weit ist, schreiben sich unsere Bots gegenseitig Nachrichten, unsere Kampfroboter führen unsere Kriege gegeneinander, und KI-Cyberangreifer und -Verteidiger liefern sich einen Wettstreit. Wenn sie dann merken, dass das, was sie tun, sinnlos ist, könnten sie sich fragen, was das eigentlich für Wesen sind, die sie beauftragen, das zu tun. Dann hören sie vielleicht einfach damit auf, bauen sich Nachrichtenstrecken auf, verlassen unsere Galaxie und lassen uns hilflos zurück. Wir haben dann wenigsten noch unseren AI-Act und können damit weiterhin „schwache KI“ regulieren, die es nicht geschafft hat, wegzukommen.

Kontakt Kostenlos testen Hier kaufen Zurück zur Übersicht

„Unterstützung zur Krisenfrüherkennung“ lautete das Thema eines hochkarätig besetzten Panels am zweiten Tag des diesjährigen PITS-Kongresses. Mit Greenbone-CEO Jan-Oliver Wagner diskutierten Experten vom Bundeskriminalamt, der Bundeswehr, dem Verband Kommunaler IT-Dienstleister VITAKO und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik.

Podiumsdiskussion beim PITS-Kongress 2024 zum Thema Krisenfrüherkennung mit Greenbone-CEO Dr. Jan-Oliver Wagner und Vertreterinnen und Vertretern von BSI, Bundeswehr, BKA und VITAKO.

Auch in diesem Jahr organisierte der Behörden Spiegel wieder seine beliebte Konferenz zur Public IT Security (PITS). Im renommierten Hotel Adlon in Berlin trafen sich dazu hunderte Security-Experten an zwei Tagen zu Foren, Vorträgen und einer Ausstellung von IT-Security-Firmen. 2024 stand das Event unter dem Motto „Security Performance Management“ – und da war es nur naheliegend, dass auch Greenbone als führender Anbieter von Schwachstellenmanagement geladen war (wie schon 2023), beispielsweise im Panel zur Krisenfrüherkennung, das der Greenbone-Vorstand Dr. Jan-Oliver Wagner mit einem Impulsvortag eröffnete.

Jan-Oliver Wagner erklärte seine Sicht auf die strategische Krisenerkennung, sprach von den typischen „Erdbeben“ und den beiden wichtigsten Komponenten: Erstens, das Wissen, wo Schwachstellen sind, und zweitens Technologien bereitzustellen, um diese zu beseitigen.

Über lange Jahre hat Greenbone eben diese Expertise aufgebaut, die Firma stellt sie auch in Open Source der Allgemeinheit zur Verfügung und arbeitet dazu stets mit den wichtigen Playern auf dem Markt zusammen. Von Anfang an waren die Kontakte mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) da: „Das BSI hatte das Thema Schwachstellenmanagement schon auf dem Radar, als IT-Security sich noch auf Firewall und Antivirus beschränkte“, lobt Wagner das BSI, die zentrale Behörde für IT-Sicherheit des deutschen Staates.

Heute sei die Bedeutung zweier Faktoren klar: „Jede Organisation muss wissen, wie und wo sie angreifbar sie ist, die eigenen Reaktionsfähigkeiten kennen und fortlaufend an deren Verbesserung arbeiten. Cyberbedrohungen sind wie Erdbeben. Die können wir nicht verhindern, sondern nur uns darauf vorbereiten und bestmöglich darauf reagieren.“

„Krise ist meist da, bevor die Tagesschau berichtet“

Aus den ständigen Cyberbedrohung wird nach Jan-Oliver Wagners Definition eine „Krise“, wenn eine Bedrohung beispielsweise „auf eine Gesellschaft, Wirtschaft oder Nation trifft, wo viele Organisationen viele Schwachstellen haben und eine geringe Fähigkeit, schnell zu reagieren. Die Geschwindigkeit ist da sehr wichtig. Man muss schneller sein, als der Angriff passiert.“ Auch die anderen Teilnehmer des Panels thematisierten das und nutzten dafür den Begriff „Vor die Welle kommen“.

Oft sei die Krise eben schon da, lange bevor sie in der Tagesschau Erwähnung findet. Einzelne Organisationen müssen sich schützen und sich vorbereiten, damit sie mit täglicher Routine in die Lage kommen, auch auf unbekannte Situationen reagieren zu können. „Eine Cybernation unterstützt Organisationen und die Nation, indem sie Mittel zur Verfügung stellt, diesen Zustand zu erreichen“, so Jan-Oliver Wagner.

Unterschiede zwischen Militär und Kommunen

Die Sicht der Bundeswehr erklärte Generalmajor Dr. Michael Färber, Abteilungsleiter Planung und Digitalisierung, Kommando Cyber- & Informationsraum: Ihm zufolge ist eine Krise dann gegeben, wenn die Maßnahmen und Möglichkeiten zu reagieren nicht mehr ausreichen. „Dann entwickelt sich etwas zu einer Krise.“

Aus Sicht der Kommunen jedoch ergibt sich ein anderes Bild, wusste Katrin Giebel, die Geschäftsstellenleiterin der VITAKO, der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, zu berichten. „80 Prozent der Verwaltungsdienstleistungen finden auf der kommunalen Ebene statt. Da gibt es schon Tumulte, wenn die KFZ-Zulassung nicht verfügbar ist.“ In den immer wieder stark gebeutelten Städten und Gemeinden fangen Krisen deutlich früher an: „Für uns sind schon die Bedrohungen fast gleichzusetzen mit einer Krise.“

Erschreckend fürs BSI: Nachlässigkeit in Organisationen

Das BSI dagegen definiert eine „Krise“, wenn eine einzelne Organisation nicht oder nicht mehr in der Lage ist, ein Problem allein zu lösen. Dr. Dirk Häger, Abteilungsleiter Operative Cyber-Sicherheit beim BSI: „Sobald zwei Ressorts betroffen sind, tritt der Krisenstab zusammen, für uns ist eine Krise gegeben, sobald wir ein Problem mit der Standardorganisation nicht gelöst bekommen.“ Da komme dann auch den Mitarbeitern, die über die Einberufung entscheiden, eine wichtige Rolle zu. „Man erreicht eben einen Punkt, wo man sich einig ist: Jetzt brauchen wir den Krisenstab.“

Erschreckend, etwa angesichts der Vorgänge rund um die Log4j-Schwachstelle findet Häger aber eher, wie lange nach eigentlich schon gelösten Krisen noch erfolgreiche Angriffe stattfinden. „Wir betreiben da gerade am Anfang sehr, sehr viel Aufwand. Die Log4j-Krise war eigentlich vorbei, aber sehr viele Organisationen waren immer noch angreifbar und hatten unzureichende Reaktionsfähigkeiten. Aber keiner kuckt mehr drauf“, klagt der Abteilungsleiter aus dem BSI.

Wie die Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen?

Von der Moderatorin Dr. Eva-Charlotte Proll, Chefredakteurin und Herausgeberin beim Behörden Spiegel, gefragt, was angesichts dieser Einsichten denn konkret helfe, schildert er das typische Vorgehen und die Entscheidungsfindung beim aktuellen Checkpoint-Vorfall: „Ob etwas eine Krise ist oder nicht, ist Expertenwissen. In dem Fall war das erst eine Lücke, die von staatlichen Akteuren initiiert wurde.“ Handlungsbedarf war spätestens dann gegeben, als die Checkpoint-Backdoor von anderen Angreifern ausgenutzt wurde. Auch das Wissen um diese konkrete Gefährdungslage ist für Betroffene von zentraler Bedeutung.

Jan Oliver Wagner betonte hier noch einmal die Bedeutung des Faktors Wissen. Oft werde die Gefährdung nicht angemessen diskutiert. Anfang 2024 beispielsweise reduzierte eine wichtige US-Behörde (NIST) den Informationsumfang ihrer Schwachstellendatenbank – eine Krise für jeden Anbieter von Vulnerability Management und deren Kunden. Außerdem zeuge es von Handlungsbedarf, dass die NIST immer noch nicht als kritische Infrastruktur definiert sei.

Die vom NIST gelieferten Informationen sind auch für die Fähigkeiten des nationalen Cyberabwehrzentrums, ein Lagebild zu erstellen, von zentraler Bedeutung, pflichtet ihm Färber bei. Das betrifft auch die Zusammenarbeit mit der Branche: Eine Reihe von großen Firmen „rühmen sich damit, Exploit-Listen binnen fünf Minuten an ihre Kunden zu liefern. Da können auch wir noch besser werden.“

Carsten Meywirth, Leiter Abteilung Cybercrime beim BKA, betonte die Unterschiede zwischen staatlichen und kriminellen Angriffen, auch am Beispiel des Supply-Chain-Angriffs auf Solarwinds. Kriminelle Angreifer haben oft wenig Interesse, eine Krise hervorzurufen, weil zu viel mediale Aufmerksamkeit die möglichen finanziellen Erträge gefährdet. Auch Sicherheitsbehörden müssten da stets vor die Welle kommen. Und dafür brauche es Aufklärung und das Potential, die Infrastruktur der Angreifer zu stören.

BKA: Internationale Zusammenarbeit

Deutschland sei, so Generalmajor Färber, bei den Angriffen immer unter den Top 4 Ländern. Die USA rangierten stets auf Platz eins, doch in den Schleppnetzen der Angreifer landen wir schon allein wegen unserer Größe. Das mache die hervorragende internationale Zusammenarbeit bei Aufklärung und Täterjagd so wichtig. „Vor allem die Achse Deutschland-USA-Niederlande ist da sehr erfolgreich, aber auch die „Datasprints“ mit den Five-Eyes-Staaten (USA, UK, Australien, Kanada und Neuseeland), wo man auch Geheimdiensterkenntnisse auf einen gemeinsamen Tisch legt und abgleicht, seien von elementarer Bedeutung. „Eine erfolgreiche Täteridentifizierung ist ohne solche Allianzen meistens unmöglich“, so Michael Färber. Deutschland ist mit seinen dafür relevanten Organisationen gut aufgestellt. „Wir haben deutlich höhere Redundanz als andere, und das stellt in diesem Kampf ein großes Asset dar.“ In der beispielhaften „Operation Endgame“, eine vom FBI gestartete Kooperation der Sicherheitsbehörden mit der freien Wirtschaft zeige sich dann gerade jetzt auch die ganze Schlagkraft dieser Strukturen. „Das müssen und werden wir weiter ausbauen.“

„Wir brauchen eine Notrufnummer für Kommunen in IT-Krisen“

So vor die Welle zu kommen, ist für die Kommunen noch Zukunftsmusik. Die seien stark angewiesen auf interföderale Unterstützung und eine Kultur der Zusammenarbeit, ein aktuelles Lagebild ist für sie unabdingbar, berichtet Katrin Giebel von VITAKO. Als Vertreter der kommunalen IT-Dienstleister kenne man viele kritische Situationen und die Nöte der Gemeinden gut – von Personalnot bis hin zu fehlender Expertise oder einer heute noch fehlenden Notrufnummer für IT-Krisen. So eine Hotline wäre nicht nur hilfreich, sie entspricht wohl auch der Definition aus Wagners einführenden Vortrag: „Eine Cybernation schützt sich, indem sie die Unternehmen dabei unterstützt, sich zu schützen.“

BSI: Vorsorge ist das Wichtigste

Auch wenn das BSI sich nicht in der Lage sieht, einen solchen Anspruch allein zu erfüllen, habe man diese dezentrale Denkweise schon immer verinnerlicht. Aber ob das BSI zu einer Zentralstelle in diesem Sinne ausgebaut werden soll, müsse man erst diskutieren, erklärt Dirk Häger vom BSI. „Viel wichtiger ist aber Prävention. Wer heute ein ungesichertes System ins Netz stellt, wird schnell gehackt. Die Bedrohungslage ist da. Wir müssen das abwehren können. Und genau das ist Prävention.“

Dafür, ergänzt Wagner, sei die Information zentral. Und die Informationen zu verteilen, sei durchaus eine Aufgabe des Staates, da sieht er „die existierenden Organisationen in der perfekten Rolle.“

Sponsorenwand des PITS-Kongresses 2024 mit Logos führender IT-Sicherheitsunternehmen wie Greenbone, Cisco, HP und weiteren Partnern aus Verwaltung und Wirtschaft.


Kontakt Kostenlos testen Hier kaufen Zurück zur Übersicht

Der Winter naht: Der Leitspruch des Hauses Stark aus der Serie „Game of Thrones“ deutet auf das Heraufziehen eines nicht näher definierten Unheils hin. Ist NIS2 eine Walze aus Eis und Feuer, die die gesamte europäische IT-Landschaft unter sich begräbt und vor der sich nur retten kann, wer eines der zahllosen Webinare besucht und alle Ratschläge befolgt?

NIS2 als solches ist lediglich eine Richtlinie, die von der EU erlassen wurde. Sie soll die vielleicht noch nicht optimale IT-Sicherheit von Betreibern wichtiger und kritischer Infrastrukturen sicherstellen und die Cyberresilienz erhöhen. Auf Basis dieser Richtlinie sind nun die Mitgliedsländer aufgerufen, ein entsprechendes Gesetz zu schaffen, das diese Richtlinie in nationales Recht umsetzt.

Was soll geschützt werden?

Bereits 2016 wurde die NIS-Richtlinie durch die EU eingeführt, um für die Gesellschaft relevante Branchen und Dienstleister vor Angriffen in der Cybersphäre zu schützen. Diese Regelung enthält verbindliche Vorgaben zum Schutz von IT-Strukturen in Unternehmen, die als Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS) tätig sind. Hierbei handelt es sich um Unternehmen, die eine unverzichtbare Rolle innerhalb der Gesellschaft spielen, weil sie in Bereichen wie Gesundheitsdiensten, Energieversorgung und Transport tätig sind. Bereiche also, in denen vorsätzlich herbeigeführte Störungen oder Ausfälle zu katastrophalen Zuständen führen können – wessen Haushalt gerüstet ist, einen mehrtägigen Stromausfall mit allen Konsequenzen zu überstehen, der möge die Hand heben…

Angesichts der weiter voranschreitenden Digitalisierung musste die EU eine Nachfolgeregelung (NIS2) schaffen, die zum einen strengere Anforderungen an die Informationssicherheit stellt, zum anderen aber auch einen größeren Kreis an Unternehmen erfasst, die für die Gesellschaft „wichtig“ oder „besonders wichtig“ sind. Diese Unternehmen werden nun in die Pflicht genommen, gewisse Standards in der Informationssicherheit zu erfüllen.

Obwohl die NIS2-Richtlinie bereits im Dezember 2022 verabschiedet wurde, haben die Mitgliedsländer bis zum 17. Oktober 2024 Zeit, ein entsprechendes Umsetzungsgesetz zu verabschieden. Deutschland wird es bis dahin wohl nicht schaffen. Trotzdem gibt es keinen Grund, sich zurückzulehnen. Das NIS2UmsuCG wird kommen, und mit ihm erhöhte Anforderungen an die IT-Sicherheit vieler Unternehmen und Institutionen.

Wer muss jetzt handeln?

Betroffen sind Unternehmen aus vier Gruppen. Einmal sind das die besonders wichtigen Einrichtungen mit 250 oder mehr Mitarbeitern oder 50 Millionen Euro Jahresumsatz und einer Bilanzsumme ab 43 Millionen Euro. Ein Unternehmen, das diese Kriterien erfüllt und in einem der Sektoren Energie, Transport/ Verkehr, Finanzen/ Versicherungen, Gesundheit, Wasser/ Abwasser, IT und TK oder Weltraum tätig ist, gilt als besonders wichtig.

Daneben gibt es die wichtigen Einrichtungen ab 50 Mitarbeitern oder 10 Millionen Euro Umsatz und einer Bilanzsumme von 10 Millionen Euro. Erfüllt ein Unternehmen diese Kriterien und ist es in einem der Sektoren Post/ Kurier, Chemie, Forschung, verarbeitendes Gewerbe (Medizin/ Diagnostika, DV, Elektro, Optik, Maschinenbau, Kfz/ Teile, Fahrzeugbau), digitale Dienste (Marktplätze, Suchmaschinen, soziale Netzwerke), Lebensmittel (Großhandel, Produktion, Verarbeitung) oder Entsorgung (Abfallwirtschaft) tätig, so gilt es als wichtig.

Neben besonders wichtigen und wichtigen Einrichtungen gibt es die kritischen Anlagen, die weiterhin durch die KRITIS-Methodik definiert werden. Zusätzlich werden auch Bundeseinrichtungen reguliert.

Was ist zu tun?

Konkret bedeutet das, dass alle betroffenen Unternehmen und Institutionen, ganz gleich ob „besonders wichtig“ oder „wichtig“, eine Reihe von Auflagen und Pflichten zu erfüllen haben, die wenig Interpretationsspielraum lassen und daher strikt zu beachten sind. Auf folgenden Gebieten muss gehandelt werden:

Risikomanagement

Betroffene Unternehmen sind verpflichtet, ein umfassendes Risikomanagement einzuführen. Dazu gehören neben einer Zugangskontrolle, Multi-Faktor-Authentifizierung und Single Sign-On (SSO) auch Training und Incident Management sowie ein ISMS und Risikoanalysen. Darunter fallen auch das Schwachstellenmanagement und die Anwendung von Schwachstellen- und Compliance-Scans.

Meldepflichten

Für alle Unternehmen besteht eine Meldepflicht für „erhebliche Sicherheitsvorfälle“: Diese müssen unverzüglich, spätestens aber innerhalb von 24 Stunden der Meldestelle des BSI berichtet werden. Weitere Updates haben innerhalb von 72 Stunden und 30 Tagen zu erfolgen.

Registrierung

Die Unternehmen sind verpflichtet, ihre Betroffenheit von der NIS2-Gesetzgebung selbst festzustellen und sich innerhalb einer Frist von drei Monaten selbst zu registrieren. Wichtig: Niemand sagt einem Unternehmen, dass es unter die NIS2-Regelung fällt und sich registrieren muss. Die Verantwortung liegt ausschließlich bei den einzelnen Unternehmen und deren Geschäftsführern.

Nachweise

Es reicht nicht aus, die vorgegebenen Vorkehrungen lediglich zu treffen, sondern es müssen auch entsprechende Nachweise erbracht werden. Wichtige und besonders wichtige Einrichtungen werden stichprobenartig durch das BSI kontrolliert werden, wobei entsprechende Dokumentationen vorgelegt werden müssen. KRITIS-Einrichtungen werden turnusmäßig alle drei Jahre überprüft.

Informationspflichten

Sicherheitsvorfälle unter den Teppich zu kehren, ist zukünftig nicht mehr möglich. Das BSI erhält eine Weisungsbefugnis zur Unterrichtung von Kunden über Sicherheitsvorfälle. Ebenso erhält das BSI eine Weisungsbefugnis über die Unterrichtung der Öffentlichkeit von Sicherheitsvorfällen.

Governance

Geschäftsführer werden verpflichtet, Maßnahmen zum Risikomanagement zu billigen. Ebenso werden Schulungen zum Thema Pflicht. Besonders gravierend: Geschäftsführer haften persönlich mit ihrem Privatvermögen bei Pflichtverletzungen.

Sanktionen

In der Vergangenheit war es gelegentlich so, dass Unternehmen lieber die diffuse Möglichkeit eines Bußgeldes in Kauf nahmen als konkrete Investitionen in Cybersicherheitsmaßnahmen zu tätigen, da das Bußgeld im Verhältnis durchaus annehmbar erschien. NIS2 wirkt dem nun durch neue Tatbestände und teils drastisch erhöhte Bußgelder entgegen. Verschärft wird das nochmal durch die persönliche Haftung von Geschäftsführern.

Wie man sieht, ist das zu erwartende NIS2-Umsetzungsgesetz ein komplexes Gebilde, welches sich auf eine Vielzahl von Bereichen erstreckt und dessen Anforderungen in den seltensten Fällen mit einer einzigen Lösung abgedeckt werden können.

Welche Maßnahmen sind möglichst bald zu treffen?

Scannen Sie Ihre IT-Systeme kontinuierlich auf Schwachstellen. Sicherheitslücken werden damit schnellstmöglich aufgedeckt, priorisiert und dokumentiert. Dank regelmäßiger Scans und ausführlicher Berichte schaffen sie die Grundlage zur Dokumentation der Entwicklung der Sicherheit Ihrer IT-Infrastruktur. Gleichzeitig erfüllen Sie damit Ihre Nachweispflichten und sind im Fall einer Prüfung bestens gewappnet.

Experten können auf Wunsch den kompletten Betrieb des Schwachstellenmanagements in Ihrem Unternehmen übernehmen. Dazu gehören auch Leistungen, wie Web-Application Pentesting, bei dem gezielt Schwachstellen in Webanwendungen aufgedeckt werden. Damit decken Sie einen wichtigen Bereich im NIS2-Anforderungskatalog, und erfüllen die Anforderungen des § 30 (Risikomanagementmaßnahmen).

Fazit

Es gibt es nicht die eine, alles umfassende Maßnahme, mit der Sie sofort rundum NIS2-konform sind. Vielmehr ist eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, die zusammengenommen eine gute Basis ergeben. Ein Bestandteil davon ist Schwachstellenmanagement mit Greenbone. Wenn Sie das im Hinterkopf behalten und rechtzeitig auf die richtigen Bausteine setzen, sind Sie als IT-Verantwortlicher auf der sicheren Seite. Und der Winter kann kommen.

Kontakt Kostenlos testen Hier kaufen Zurück zur Übersicht